Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#4446205  | PERMALINK

bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,809

pinchin erster linie vermutlich schlicht und einfach existenzielle gründe.
sierck bzw sirk ist ja auch erst recht spät ausgewandert. irgendwann 1939, wenn ich recht weiss. da hatte er ja auch bereits eifrig für die UFA gearbeitet.
sicher war es für all diejenigen, die nicht unmittelbar nach der machtergreifung die chance zur emigration genutzt haben (wie fritz lang zb), schwierig bis nahezu unmöglich war, im ausland fuß zu fassen, geschweige denn dort ohne die nötigen verbindungen und dem nötigen quantum an glück überhaupt an arbeit in ihrem metier zu gelangen. das schicksal max reinhardts zeigt ja recht deutlich, inwieweit solche künstler sich dann zum darben und zu brotlosem erwerb geradezu genötigt sahen. ist sicher keine besonders optimistische option, wenn man dafür zeitgleich im „eigenen land“ spesen und aufträge en gros verbuchen konnte (freilich aber ein entsprechendes opfer aufbringen musste).
harlan wollte sich ja angeblich freiwillig an die front melden um sich der regie für „jud süss“ zu entziehen bzw den film durch besonders dilettantische ausarbeitung dadurch schließlich entzogen zu bekommen. beides sicherlich nicht nachprüfbar. exzellent gemacht ist er ja letztenendes.

Hört sich sehr plausibel an. Denke auch, dass es nur die renomiertesten deutsche Stars eine wirklich reale Chance auf eine Karriereverbesserung in Hollywood hatten. Bei deutschen Schaupielern kam womöglich auch noch ganz banal die Sprachbarriere als Hinderniss hinzu.
Ja, um Harlans Rolle gibt es viele Legenden. Er selbst behauptete ja stets, er sei gezwungen worden den Film zu drehen. Die Behauptung von Géza von Cziffra, dass Harlan Jud Süß zunächst gar nich machen sollte und er durch Interventionen im Propagandaministerium explizit dafür gekämpft hat, den Film inszenieren zu können, habe ich hier gelesen.

--