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14.03.2006 Auch ohne Waters fließt es. David Gilmour: Die Stimme und Gitarre von Pink Floyd im CCH.
Von Lutz Wendler
Hamburg – Der Beginn hat nicht weniger als alttestamentarische Wucht, und von dort ist es nur ein Augenblick zum Auftritt des Auserwählten. David Gilmour beginnt sein Konzert im CCH mit programmiertem Klangchaos auf dunkler Bühne, bevor ein Lichtkegel direkt aus dem Himmel zu kommen scheint und punktgenau zum elegisch zerdehnten Solo auf der Stratocaster „The Voice and Guitar of Pink Floyd“ (Konzertmotto) ins Zentrum der Welt stellt. Die Gemeinde jubelt, denn in „Castellorizon„, dem Auftaktstück seines gerade erschienenen Albums „On an Island“, beweist Gilmour, der am vergangenen Montag 60 wurde, daß er noch immer ein Meister der Selbstinszenierung ist.
Dennoch ist er fern vom Gigantismus der Pink-Floyd-Ära. Nicht einstürzende Mauern, fliegende Riesenschweine oder Laser-Shows im Open-Air-Format, sondern eine überschaubare Europa-Tour in kleineren Hallen, die perfekten Sound und eine konzentrierte Lichtshow (Design: Marc Brickman) ermöglichen. Hamburg ist die zweite von drei deutschen Stationen und für viele Fans aus Skandinavien und Osteuropa eine Reise wert.
Daß mehr als ein nostalgischer Rückblick daraus werden könnte, war jedoch nicht zu erwarten. Zumal das neue Album kaum mehr als gewisse Momente zu bieten scheint. Doch mit dreist-simpler Dramaturgie überrascht Gilmour alle: Im ersten Teil wird „On an Island“ (komplett) zum Leben erweckt. Aber das eigentliche Konzert findet erst nach der Pause statt. Unter Jubel beginnt Gilmour „Shine on You Crazy Diamond“ und zögert die vertraute Melodie bis zum Gehtnichtmehr hinaus. Dieses virtuose Spiel mit Erwartungen und die schließliche Erlösung forcieren Gilmour und seine Sechs-Mann-Band, in der Rick Wright Sphärensounds wabern läßt und der phantastische Phil Manzanera als zweiter Gitarrist agiert, zu einem Revival, das kaum Wünsche offenläßt: zehn Stücke, darunter „Wearing the Inside out“ und eine „Dark Side of the Moon“-Melange aus „Breathe“, „Time“ und „Breathe Reprise“, schließlich die erinnerungsseligen „High Hopes“ („The grass was greener / The light was brighter . . .). Am Ende einer sensationellen Version von „Echoes“ gab’s kein Halten mehr: Ansturm auf die Bühne, Standing Ovations und als Zugaben „Wish You Were Here“ und „Comfortably Numb“.
Pink Floyd lebt – auch ohne Gilmours Gegenspieler Roger Waters. Die Musik macht’s: „Shine on . . .“ – es leuchtet noch immer.
Quelle [COLOR=#0000ff]Hamburger Abendblatt
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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“