Re: David Gilmour – Live in Hamburg

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observer

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Ich möchte den Freudentaumel gar nicht groß stören, vor allem, da ich das Konzert am Samstag eher als Begleiter und Beobachter, denn als Fan gesehen habe. Aber ich kam mir schon etwas seltsam vor, als Ungläubiger in eine Messe hineinzugeraten. Zindest hatte ich fast drei Stunden Zeit, mir Gedanken über ‚die Wertigkeit von Musik‘ zu machen und mir aus früherem beruflichen Interesse die Lichtshow genau anzuschauen.

Über die erste Stunde des Programms hülle ich mal den Mantel des Schweigens. Wie stands in der Mopo: „Plätschermusik auf höchstem Niveau“. Ich würde noch das Wort: ‚handwerklich‘ mit einfügen. Da konnten wirklich nur kurze Passagen zwischendrin mal meine Aufmerksamkeit wecken.

In der Pause dann ein Blick auf den Merchandising-Stand: T-Shirts für 38 Euro, großflächig mit Porträts von David Gilmour drauf. Die sahen ein bißchen aus wie polnische Importware auf dem Wochenmarkt. Dann gab es noch Hochglanz-Broschüren voller Fotos für 15 Euro zu erstehen. Die gingen auch weg wie warme Semmeln.

Nach der Pause dann das dicke Klassiker-Paket. Beim Beginn von „Shine…“ (wie auch bei folgenden Stücken) wurde jeder kleine Gitarrenton beklatscht. Das fand ich schon recht befremdlich, aber man gewöhnte sich im Verlauf des Abends daran. Na ja, fast.
„Wots uh the deal“ und der Syd Barrett-Song „Dominoes“ waren für mich, vielleicht auch wegen der musikalischen Einfachheit der Songs, kleine Höhepunkte des Konzerts und „Echoes“ kann man als ‚meisterhafte Aufführung‘ bezeichnen, die ich mir aber eher interessiert als mitgerissen anschaute. Ich würde dem Abend mal das Prädikat „interessant“ geben.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich möchte mich darüber nicht lustig machen. Ich halte Pink Floyd für eine Band, die für einen gewissen Zeitraum Grenzen in der Musik gesprengt haben und in dem jeweiligen, zeitlichen Kontext zu betrachten sind. Aus heutiger Sicht wirkt es aber mächtig anachronistisch und ist von dem, was ich an Musik aufregend und elektrisierend empfinde, meilenweit entfernt.

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Wake up! It`s t-shirt weather.