Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Meine neueste Scheibe (Vol.II) › Re: Meine neueste Scheibe (Vol.II)
Mir ist Mingus so wichtig, dass ich ohne längeres Zörgern sage: 1955-1965 ist essentiell. Ausnahmen gibt es nur wenige … klar, „Modern Symposium“, das Trio mit Hampton Hawes, „Dynasty“, das zweite Impulse-Album … wirklich essentiell sind die gewiss nicht, aber insgesamt hat Mingus in den zehn Jahren kaum einen schlechten Ton gespielt! (In der wesentlich erweiterten CD-Ausgabe ist sogar Town Hall 1962 weit vom Debakel entfernt, als das es so lange galt.)
Atlantic ist für den Einstieg sicher ideal, ich würde vielleicht eher nach hinten zu „Pithecantropus Erectus“ gehen, aber „Ah Um“ ist natürlich auch ein guter Vorschlag, ebenso „Presents“, das für mich durchaus ganz oben hingehört, direkt neben „Ah Um“ und „Black Saint“. Und „Mingus At Antibes“ darf bei aller kollektiven Forumsverachtung für Live-Alben auch nicht vergessen gehen, da kriegt man die Presents-Band mit Booker Ervin, der phantastisch drauf ist, sowie ein längeres Stück mit einem etwas richtungslosen Bud Powell … aber das tut dem ganzen kaum Abbruch, auch das eine Inselscheibe!
Die Columbia-Box habe ich nicht, da ich fast alles schon einzeln habe … allerdings habe ich wohl für die fehlenden paar Alben mehr bezahlt, als die Box kostet. Egal … „Mingus & Friends at Carnegie Hall“ hat ein paar tolle Dinge zu entdecken, aber wichtig ist das so wenig wie die CD mit Alternate Takes. Auf „Epitaph“ hatte ich bisher nie wirklich Lust, keine Ahnung, wo die CD grad vergraben ist. Und zu „Let My Children Hear Music“ schrieb ich ja gestern schon, dass ich die noch nicht gut kenne – aber ich denke die Box würd sich grundsätzlich schon lohnen und da die CDs ja schön nach Original-Alben geordnet sind, kann man sich ja auch einfach mal eins greifen und den Rest wieder in die Ecke stellen.
Was Billie betrifft, ich verstehe die Mühe, die das hören der Columbia-Box bereiten kann (wir reden von „Lady Day“, nicht von der seltsamen Album-Box von Popmarket, ja? Oder sind die am Ende gar identisch?) – diese Musik hörte man damals ja auch eher in einer drei- oder sechs-Minuten Dosis, vieles wirkt sehr verdichtet. Mir bereitet das auch lange Mühe, vielleicht ein Grund, warum ich erst nach einigen Jahren des Jazz-Hörens die Musik vor dem Bebop richtig entdeckte habe (Bebop ist ja auch noch vo m3-Minuten-Syndrom betroffen, aber die Neugierde auf Charlie Parker war so gross, dass ich mich doch nach ein paar Jahren des Jazz-Hörens mit ihm auseinanderzusetzen begann … und es gibt da ja auch andere Alben wie etwa das Konzert aus der Massey Hall mit Dizzy, Powell, Mingus und Roach, das mein Einstieg war).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba