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gypsy tail windJa, die Session ist auf „Jazz & cinéma vol. 4“ derselben Jazz in Paris-Reihe von Universal Frankreich.
Mit Besetzungs-Angaben kann ich leider nicht dienen, nur soviel: „No hay dinero caballo“, „Va ‚ya pat’ti“ und „Les ennemis (générique)“ sind mit dem Orchestre du cabaret Keur Samba und „L’espionnage“ ist von Solal und seiner Gruppe (es steht da auch „orchestre“, aber das muss auf französisch keine grosse Band meinen). In der Diskographie von Bruyninckx kommt die Session nicht vor, bei Lord müsste ich morgen mal auf meinem alten Computer schauen (die CD gibt nur „1961“ als Aufnahmedatum an und nennt die Stücke „inédits“ -fälschlicherweise nehme ich an, oder ist Deine EP auch eine viel spätere Veröffentlichung?).
Solal hat übrigens auch die dritte Nummer der Fernandez-Session, „Les ennemis (générique)“, komponiert. Die anderen beiden Fernandez-Titel werden im CD-Booklet Fernandez zugeschrieben.
Ich vermute mal, der Jazz-Content hält sich in engsten Grenzen (mag jetzt grad nicht Ashkenazy mit Rachmaninovs Sonaten unterbrechen, aber ich höre morgen mal wieder nach). Das schöne Solal-Stück der CD ist das eine aus Orson Welles „Le procès“, und ich glaub das ist auch das einzige wirkliche Highlight der CD (die noch Jean Wetzel mit „Touchez pas au grisbi“, Alain Goraguer mit „La piège“ und Michel de Villers mit „Le Saint mène la danse“ vorstellt – wohl die schwächste der fünf CDs, wobei Vol. 5 auch nicht besonders toll ist).
Nachtrag: die ersten beiden Stücke, mit Fernandez‘ Band und ihm als Komponisten zugeschrieben, sind kubanische Musik, mit Gesang etc. Schön, aber kein Jazz.
Ich bin mir dann ziemlich sicher, dass entgegen der Infos im CD-Booklet die „Générique“ nicht nur von Solal geschrieben sondern wie „L’espionnage“ auch mit dessen Band gespielt wurde (bzw. ich bin mir recht sicher, dass das zweimal die gleiche Band ist). In der „Générique“ gibt’s ein paar hübsche Dinge, ein paar Takte Piano, alles ziemlich stimmungs- und effektvoll gemacht. „L’espionnage“ dann ist ein hübsches Miniatürchen und da ist wieder dieser tiefe Holz-Sound, der schon in der „Générique“ zu hören ist, dort allerdings mehr in den gesamten Sound eingebunden. Ist es ein Fagott? Oder doch nur ein (eigenartig intonierendes) Saxophon? (Bass wohl, nach Bari klingt das nicht.)
Ich habe mir grad die ganze CD angehört. Wetzels Grisbi-Stücke sind schon sehr einprägsam, gerade wenn man auch den Film dazu kennt. Goraguer ist hübsch, etwas harmlos, wie eigentlich alles, was ich von ihm kenne, neben Goraguer am Piano vermutlich mit Raymond Guiot an der Flöte und Michel Hausser an den Vibes sowie Pierre Michelot und Christian Garros.
Michel de Villers Stücke sind hübsch, er selbst ist an Alt- und Barisax zu hören. Dann eben „Les ennemis“, gefolgt vom kurzen, eingängigen Trio-Stück, das Solal mit Guy Pedersen und Daniel Humair für Welles „Le procèse“ eingespielt hat, und zum Abschluss noch Alternate Takes von „Touchez pas au grisbi“. Eine hübsche CD, aber eigentlich wie ich schon antönte, eine ohne viel Fleisch am Knochen.
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