Of Montreal – 12.05.07, München

Startseite Foren Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie Und so war es dann Of Montreal – 12.05.07, München

Ansicht von 9 Beiträgen - 1 bis 9 (von insgesamt 9)
  • Autor
    Beiträge
  • #43755  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    auf der fahrt zum konzert mussten wir an einer ampel in altherrenmanier bei rot stehen bleiben. der blick richtete sich dabei auf das der kreuzung gegenüberliegende sanitätshaus, welches u.a. ‚bequemschuhe‘ anpries. ein brüller. doch wer zuletzt lacht…
    das orangehouse ist ein kleiner club in der hansastraße, der, wenn er gut gefüllt ist, knapp 200 leute fasst. als blek le roc, eine münchener band, das vorprogramm pünktlich um 21:30 uhr begannen, hatte man sich als rechtzeitig kommender schon gut eine 3/4 stunde die füsse vertreten. wenigstens gab die bar norddeutsches bier her, so verging die zeit liquide, auch wenn die wenigen sitzgelegenheiten bereits belegt waren. also verdrängte man lässig an orange wände gelehnt mit den knapp 100 zuhörern die luft, die gekommen waren, um zunächst die junge vorband bestehend aus tobias dirr (22 jahre) – vocals & guitar, lucas fernandes (24 Jahre) – guitar & bass und bene abé (23 Jahre) – drums durch ihr sechs songs umfassendes set zu begleiten. während tobias fleißig die akustische bearbeitete und mit feiner stimme sang, bene kalkuliert die felle bearbeitete, steuerte lucas wohlbedacht effekte bei. so ließ sich schließlich ein kraftvoller sound feiern, dem zwar der feinschliff fehlte, der aber dank der vitalität und identität auf kommendes hoffen läßt. eine assoziation war im übrigen neben explosions in the sky auch yo la tengo eingedenk des noiseigen charakters der darbietung. keine schlechten referenzen. an der bar, zur freude von lucas fernandes nahm ich das mehrfach lancierte angebot, 3 songs für 3.-€ zu kaufen, gern an, erzählte mir sein nachbar bene nach dem konzert des hauptacts, dass die band sehr stolz sei vor of montreal spielen zu dürfen. auch von den livequalitäten wäre er überzeugt. und wenn eine an diesem abend getroffene aussage stimmte, dann diese!
    nach einer angemessen langen umbaupause hüpften frohgemut fünf geschminkte und verkleidete of montrealer auf die bühne, um ohne umschweife den ersten gassenhauer in die tasten, saiten zu kloppen. mit „suffer for fashion“ bliesen sie dem publikum den rasanten opener des aktuellen albums um die ohren. im hintergrund zirkelten per videoanimation die vom albumcover bekannten fröhlich-bunten kreise. so konnte ein fest beginnen, bei dem kevin barnes und co. von anfang an freude vermittelten. überrascht war ich vor allem, dass es der band gelang, die komplexen songstrukturen, die psychedelischen elemente und den wahnwitz mancher komposition so direkt und wiedererkennbar auf die bühne zu bringen. dazu bedurfte es aber auch einiger anstrengungen. drei gitarren, keyboard, synthesizer und drums setzten töne zu einer rasanten fahrt durch jahrzehnte rockgeschichte ab, um sich fetzen funk, disco, krautrock und psychedelic abzuholen. es wurde eine umjubelte show, die von kevin barnes souverän geführt wurde. seine gesangsstimme, ein markenzeichen der band, ist live genau so hell und hoch-karätig wie auf einem tonträger. dass sich ihm mit bryan poole ein derart kongenialer gesangspartner zuordnen läßt, wurde mir erst beim konzert bewußt. der auch unter ‚the late b.p. helium‘ solo agierende vollblutmusiker begleitete den frontmann bei fast allen titeln. pooles zweite stärke ist die gitarrenarbeit. hier profitierte der hörer von variantenreichtum, effektmalerei und hypnotischen momenten. gleiches galt für die farbenprächtigen videoanimationen im rücken der band, wo sich comicfiguren und bunter reigen die hand reichten. liveaufnahmen der band in schwarzweiß ergänzten die leinwandspiele und erinnerten insbesondere in den phasen, da of montreal aufs feinste jammten, an legendäre hippiepartys. viele details sorgten dafür, dass dieser abend unvergessen und wahrscheinlich häufig erinnert bleibt: sei es der aufstieg barnes auf eine leiter, um einen song aus der höhe zu zelebrieren, sei es die hübsche dottie alexander, die mit ihrem herzlichen lachen ebenso überzeugte, wie mit ihrer arbeit an keyboard und gitarre, seien es die kostüme vom erzengel gabriel bis zum donkosaken oder auch der kurzweilige einsatz einer trompete. es war gemessen an der location, der vorgerückten stunde und dem übersichtlichen auditorium: genial! höhepunkte der ca. eineinhalb stündigen show inklusive einer zugabe waren sicherlich „sink the seine“, „cato as a pun“ und „heimdalsgate like a promethean curse“, jeweils vom aktuellen album „hissing fauna, are you the destroyer?“.
    nach vier stunden stehen waren meine füße reif für einen eimer kalten wassers. ‚bequemschuhe‘, der witz war gestern dagegen kein dauerbrenner mehr.

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #5707139  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Du bist kein Freund von Groß- und Kleinschreibung, oder?

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5707141  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Danke für den Bericht, klienicum. Hat mich noch neugieriger gemacht auf die Band. Ich hab mir ihr letztes Album jetzt als dreifach Vinyl bestellt.

    Ich finde allerdings auch, die durchgängige Kleinschreibung erschwert das Lesen. Und ein bisschen mehr Strukturierung durch häufigere Absätze würde die Rezeption ebenfalls erleichtern.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5707143  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    MikkoDanke für den Bericht, klienicum. Hat mich noch neugieriger gemacht auf die Band. Ich hab mir ihr letztes Album jetzt als dreifach Vinyl bestellt.

    du wirst mit vier bonustracks belohnt.

    Mikko
    Ich finde allerdings auch, die durchgängige Kleinschreibung erschwert das Lesen. Und ein bisschen mehr Strukturierung durch häufigere Absätze würde die Rezeption ebenfalls erleichtern.

    kleinschreibung…
    bezüglich der absätze gebe ich dir echt.

    #5707145  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Da man es im Deutschen eben nicht gewohnt ist, muss man sich durch einen solchen Text regelrecht durchkämpfen. Das empfinde ich als bedauerlich, weil der Bericht ja durchaus interessant ist. Und wenn ich mich durchkämpfen muss, dann lesen ihn viele andere potentielle Leser bestimmt erst gar nicht.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5707147  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Ich will daran nur kurz eine kleine Geschichte anhängen, die der berühmte amerikanische Physiker Richard Feynman in seinen unterhaltsamen Memoiren „Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman“ erzählt. Aus Unzufriedenheit mit dem gängigen Formelsystem der Mathematik, beispielsweise dem Term f(x), der ihn zu sehr als f mal x erinnerte, entwickelte er als Jugendlicher ein eigenes System, das bestimmt gar nicht schlecht war. Irgendwann stellte er jedoch fest, dass andere sein System natürlich nicht kannten und er sich nicht über mathematische Probleme verständigen konnte, obwohl sein System vielleicht logischer war als das bestehende. Das ist im Grunde das Problem, wenn man alles kleinschreibt.

    (Eine andere Variante dieses Problems sind Vorschläge, die Vokale wegzulassen. Ds fnktnrt zmlch gt, sfrn mn d Sprch gt bhrrscht, br wnn jmnd m bstnd vn 400 Jhrn der n slnder d Txt lsn wll, dnn ht s grße Nchtl.)

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5707149  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    Sehr schöner Bericht, klienicum. Vom Gig im Berliner Lido am 08.05. war ich auch sehr angetan. Als letzte Zugabe gab es dann Bowies Moonage Daydream. Nach dem Konzert hat Kevin Barnes dann am Merchandise Stand CDs und LPs signiert. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir die LP „Satanic Panic In The Attic“ gekauft.

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #5707151  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,157

    Verdammt. Hätte ich doch nur 2 Monate früher die Band entdeckt, dann wäre ich auch nach München gefahren…

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #5707153  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    ein nachfassen: nach dem konzert im pariser bataclan ziehen of montreal um die häuser, es wurde dokumentiert:
    http://www.blogotheque.net/article.php3?id_article=3185

Ansicht von 9 Beiträgen - 1 bis 9 (von insgesamt 9)

Schlagwörter: 

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.