Re: Song des Tages Vol. II

#4259869  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,242

[B]The Coral The curse of love

Ich mag es, wenn Songs etwas Vergangenes verströmen, ohne Staub angesetzt zu haben – so etwas begegnet einem in Form von prophetischen Bauwerken, dringt durch Bücher, wo die Tinte leicht ausgebleicht ist, manchmal zeigt es sich aber auch in der Musik. „The curse of love“ ist ein zeitgenößischer Song, der aber andere Assoziationen hervorruft. Die psychedelische Hypnose der Melodie legt einen rituellen Teppich aus, auf dem sich Wälder und Talauen aufziehen; in den Gassen gehen Diebe und Geister um; immer wenn das Schlagzeug zum Schwung ansetzt, blockieren die Räder der Waagen, die des Nachts die Stadt verlassen. Epische Schattenharmonien. „The curse of love“ erinnert mich in seiner flüchtigen, bedrohlichen Stimmung etwas an die dicht besiedelten Töne aus Jarmuschs „Dead man“ – das ist psychedelischer Rock, der allerhand mystische Noten aufgesogen hat; wankende und leicht unheimliche Landstreichermusik. Ich finde alles daran wunderbar: Die Gitarre, die auf- und abflaut, leichte Strudel erzeugt und dem nüchternen, erzählenden Gesang im Nacken sitzt, das Schlagzeug, das beim Refrain das Tempo anzieht, die stoische Wiederholung der Titelzeile, die wie vertontes Arsen klingt; und dann diese boshaften Streicher, die wie gefrässige Krähen bis zum letzten Ton in den Lüften auf der Lauer liegen und den Himmel schwarz tönen.

--

Hold on Magnolia to that great highway moon