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[B]Moddi Rubbles
„Wind ist der Welle lieblicher Buhler,
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.
Seele des Menschen, wie gleichst Du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst Du dem Wind“
Goethe
Knutsens Kunst wohnt die Kälte inne, die Wärme, Norwegen, die Gezeiten. Die Trunkenheit, die benommen macht, klamme Sehnsüchtigkeit, ein Morgen am Meer, kurz bevor die Wellen zu schlagen beginnen. „Floriography“ ist bis heute das einzige Werk des blondschopfigen Manns mit der Zipfelmütze, aber es gibt viel zu hören, viel zu fühlen, mehr als mancher Künstler in seinem Gesamtwerk unterbringen könnte. Von Tom Waits hat Knutsen das Spiel mit Schiefe, Exalthierheit und brodelnder Dissonanz geerbt, von Jacques Brel die Anmut und das immerewige Fernweh; was bei den Tindersticks aus Streichern und Bläsern faucht, bei Sigur rós zu Eisglocken und Klavier flüstert, entflieht hier sonoren, verstörenden Akkordeonklängen, wo das lodernde Brennen des Postrock mit großen Kompositionen erklingt, zieht sich Moddi in die Hinterkammer zurück, bringt schleichende, seelenvolle Songs zu Papier, die alles in sich tragen, was Musik einzigartig macht. „This air is too heavy to breathe“ – das große Ereignis dieser Kunst ist aber Knutsens Stimme selbst. Eine Stimme, die sich gegen immer weiter auftürmende Geräuschvermengungen ankämpft, erst langsam erzählend, in elliptischen Gleichnissen, über die Meerenge zum Beobachter wechselnd, am Ende dann aber doch bei sich selbst ankommend. Aus zärtlich fröstelndem Klang wird heroischer Möwenflug, auf Wasser aufgeschlagen, das Absinken in die Tiefe, mit all seinem verzweifelt knurrendem Umsichschlagen. „Take all your fluid words, kiss me farewell and give me peace“. Dann die Stille.
In etwa das Beeindruckendste, was mir in den letzten Monaten, vielleicht Jahren begegnet ist. Outstanding.
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Hold on Magnolia to that great highway moon