Auslöschung/Doppelleben
Als ich „Die another day“ zum ersten Mal hörte, war ich überwältigt – und im Grunde hat sich daran bis heute nichts geändert. Intensive Acid Beats prallen auf und ab, verdichten sich im Flug mit nervösem Klatschen, mit Streichern, die ächzend in der Luft liegen, herauffahren und harsch werden, im Snaretakt untergehen und verhallen. Eigentlich widerstrebt mir nahezu jede Form von Überproduktion, aber hier verhält es sich gegenläufig. Hier ist alles etwas anders. „I’m gonna destroy my ego/I’m gonna close my body now“ – das Zimmer ist bar jeglicher Objekte, jeglicher Fixpunkte, etwas Undefinierbares glimmt noch an der Decke, die Wand ist bleichweiss geworden – der Entwurf der Welt von „Die another day“ ist der der unzähligen Graustufen; eine musikalische Gummizelle. „Sigmund Freud. Analyze this!“ zischelt es durch starres, trüb gewordenes Licht, während Tritte, Schläge, Schreie gegen die Wand donnern, die nicht nachgibt. Und der Gedanke durchläuft alle Winkel seiner Wahrnehmung: Er wacht auf und er schläft zugleich, sagt sich von Verlangen los, beginnt zu bereuen, zu spotten, sich zu verfluchen und wieder zu hassen; den Reisverschluss zum Selbst auf immer zu schließen. The shadow is cast. Mit jedem Zahn, der nun nach oben wandert, tobt im Spiegelsaal der Kampf der Antagonisten. Aus Schlägen werden Schwerter, aus Schwertern Äxte, ein Florett sticht in die Zelle ein und kommt auf der anderen Seite der Wand wieder zum Vorschein; und zerschneidet sich den eigenen Arm, immer wieder aufs neue. „I guess I’ll die another day/It’s not my time to go“ krächzt nach langen, verbitterten Stunden eine grell luzide Stimme im Hinterkopf – und ein Pfeil zersägt alle Stille im Raum, das Gefecht im Saal. Die Armbrust fällt zu Boden und Licht tritt ins Zimmer, das wieder zu leben beginnt. Im Spiegel ist das zweite Gesicht in sich zusammengefallen. You’re frozen, when you’re hearts not open.
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Hold on Magnolia to that great highway moon