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Sehr schöner Song, diese Vertonung eines Gedichts von Pablo Neruda, und auch eine schöne Interpretation:
Ginette Avecedo – Pablo Neruda, Poema Nr. 20
http://www.youtube.com/watch?v=wrlUPCHBQ0k
Ginette Avecedo
Und von ihr stammt wohl das Original (glaube aber, dass es sich hier um eine spätere Aufnahme von ihr handelt – ziemlich schnulzig das Ganze, aber egal):
Lissette Alvarez – Pablo Neruda, Poema Nr. 20
http://www.youtube.com/watch?v=kY3WTNj-Ozk
Ich habe leider gerade keine deutsche Übersetzung des „Gedichts Nr. 20“ von Neruda zur Hand, aber im Internet findet sich eine, wenn auch mit eigenwilligen Zeilenumbrüchen. Komme leider nicht dazu, das zu prüfen (es könnte auch die Originalübertragung sein) – aber es wird ja auch so deutlich, dass es ein schönes, wenn auch durchaus nachdenkliches bzw. trauriges Gedicht ist:
Gedicht Nr. 20
Heut nacht kann ich die trübsten, traurigsten Verse schreiben
Schreiben etwa: „Mit Sternen übersät ist das Dunkel,
und blaugefroren zittern weit entfernte Gestirne.“
Der Wind der Nacht zieht seine Kreise an Himmel, singend.
Heut nacht kann ich die trübsten, traurigsten Verse schreiben.
Ich liebte sie, und manchmal hatte auch sie mich gerne.
In Nächten, so wie diese, hielt ich sie in den Armen.
Küßte sie viele Male unterm endlosen Himmel.
Sie liebte mich, und manchmal hatte auch ich sie gerne.
Wie denn nicht lieben ihre großen, sicheren Augen.
Heut nacht kann ich die trübsten, traurigsten Verse schreiben.
Denken, daß sie mir fern ist. Fühlen, daß sie verloren.
Hören die öde Nachtluft, öder noch, seit sie fort ist.
Der Vers fällt auf die Seele wie der Tau auf das Grasland.
Was macht’s, daß meine Liebe sie nicht bewahren konnte.
Sternbesät ist das Dunkel, und sie ist nicht mehr bei mir.
Das ist alles. Sehr ferne singt irgendwer, sehr ferne.
Mein Herz kann es nicht fassen, daß ich sie nicht mehr habe.
Wie um sie herzuholen, ist mein Herz auf der Suche.
Mein Herz ist auf der Suche, und sie ist nicht mehr bei mir.
Die gleiche Nacht, und weißlich schimmern die gleichen Bäume.
Aber wir, die von damals, wir sind nicht mehr die gleichen.
Ja, ich liebe sie nicht mehr, doch wie liebte ich, damals.
Zum Wind lief meine Stimme, um an ihr Ohr zu rühren.
Jetzt hat sie wohl ein andrer. Wie einst, eh ich sie küßte.
Den hellen Leib, die Stimme. Die großen, großen Augen.
Ja, ich liebe sie nicht mehr, oder lieb ich sie noch immer.
So kurz dauert die Liebe, und so lang das Vergessen.
Denn in Nächten wie diese hielt ich sie in den Armen.
Mein Herz kann es nicht fassen, daß ich sie nicht mehr habe.
Mag’s auch der letzte Schmerz sein, den ich durch sie erleide,
sind’s auch die letzten Verse, die ich für sie nun schreibe.
(Pablo Neruda, 20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung, 1924)
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