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Hier im Forum wird Epigonen zweiten Grades wie Veronica Falls (die nicht bloß die ursprünglichen C86-Bands, sondern auch noch deren Nachahmer nachahmen) eine erstaunliche Wertschätzung entgegengebracht – als ob es nicht schon in den 80ern zu viele von diesen Schrammelbands gegeben hätte, die weder swingen noch grooven können! So hat der Club der 7-Inches-Käufer „Bad Feeling“ zur Single des Jahres gewählt – eine Art von Track, für die eigentlich mal Bezeichnungen wie „nett“ erfunden worden sind (dabei ist der Song noch besser als die Aufnahme, die rhythmisch plump ausgefallen ist und gesanglich unauffällig und ausdruckslos).
Deutlich geringer fällt im Vergleich dazu das Interesse am Sound der Gegenwart aus, an wirklich zeitgemäßer Popmusik. Ich nehme mich da nicht aus; ich verfolge ja auch nicht, was heute unter dem Oberbegriff „Post-Dubstep“ so alles produziert wird – all jene Anwendungen von Erkenntnissen der jüngeren Bassmusik auf den Popsong. Ich habe Katy B einfach ignoriert. Ohne die Jahresbestenlisten hätte ich beinahe auch SBTRKT übersehen – und das wäre wirklich schade gewesen, denn der hat aus vielen Zutaten (Dubstep, House, UK Garage, R&B…) ein frisches und hörenswertes Popalbum gebraut, das für mich nach Gegenwart klingt.
Zu den Highlights zählt z.B. „Hold On„, das ich hiermit nachträglich zum Song des gestrigen Tages erkläre. Der Track erinnert von Ferne an James Blake: Der soulige Gesang des Sängers Sampha, der hier das Gefühl „I’m hurt“ ausdrückt, erhält viel Platz sich zu entfalten; der Track ist luftig und sparsam, eine schöne Kombination aus einfachen Motiven, aus rhythmisch-melodischem Geklingel und Geklöppel; die Intensität wird stufenlos und nachdrücklich gesteigert.
Ein weiteres Highlight (und mein Song des Tages) ist „Wildfire“ mit der Sängerin Yukimi Nagano von Little Dragon, deren einprägsame Gesangsmelodie sich in ein dunkles, spannendes, rhythmisch federndes Ganzes einfügt. Der angerauhte, breite, im Stakkato blubbernde Synth-Bass prägt den Sound, und Sinustöne sorgen für eine Portion „Ecken und Kanten“.
Und dann wäre da noch „Right Thing to Do“ mit dem zarten, melancholischen Gesang von Jessie Ware – aber den Track hatte ich schon mal als SdT. Oder „Pharaohs„, eine euphorisierende House-Nummer mit Vocals von Roses Gabor. Oder „Trials of the Past„, wieder mit Sampha… Die Platte ist gut!
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To Hell with Poverty