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Atmosphärisch dicht ausgefüttert, kühl und kühn, allemal zugänglich, aber nicht unter eigenen Standarts verschachernd – eigentlich mag ich ja nahezu alles, was ich von Lykke Li je gehört habe. Ihre Songs sind eigen und zu jeder Zeit nuancenreich – auch bzw. besonders zu den Zeiten, in denen die Grenzen zu verschwimmen scheinen. Das mag Jens Balzer als „konfektioniert komponiert und konturlos“ empfinden, für mich ist das hingegen Zachrissons Trademark: Die Kunst ist einerseits melodienreich und über weite Strecken zugänglich, sie verwebt aber auch spartanische Elemente, vertrackte Percussion, tief gestimmtes Brodeln und Synthieklänge, die wie Irrlichter durch die Tracks geistern – ohne dabei je aufgesetzt oder beliebig zu klingen. Was als „nur artig geübte Posen ohne Haltung und Fundament“ wahrgenommen wird, ist für mich mehr der künstlerische Mut, Songs ganz bewusst zweigleisig zu gestalten.
Dafür ist auch „I know places“ wieder ein schönes Beispiel. Ganz abseits von turmhoher Hymnenhaftigkeit ein balladeskes, schnörkeloses Liebeslied mit ungemein faszinierender Sogwirkung. In sich ruhend, geisterhaft; mit ausklingenden Anklägen an wabbernde Ambientsümpfe, an Psychedelic – an nichts, was sich Mainstream schimpfen müsste. Und obenauf natürlich Lykke mit der immerzu stilsicheren Doppelzungenstimme: Halb Engel, halb Schmirgelpapier.
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Hold on Magnolia to that great highway moon