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Moin moin,
in der Südwestpresse gab’s heute ein nettes Interview mit Hans-Jürgen Buchner.
Er schwankt ja manchmal zwischen naiv-banal und genial-einfach. Aber genau das liebe ich an ihm und seiner Musik.
„Ich tue mir selber was Gutes“
Eine Begabung für angenehme Melodien und dafür, die Klänge klingen zu lassen
Die eigenen inneren Klänge wahrnehmen und sie dann einzigartig umsetzen, noch dazu auf allen erdenklichen Instrumenten – mit Begabung und Besessenheit hat Hans-Jürgen Buchner alias Haindling es geschafft, ein Vierteljahrhundert im Popmusikgeschäft zu bestehen.
GERLINDE BUCK
Mit 25 sind manche so genannte Schlagerstars schon wieder weg vom Fenster. Sie hingegen sind seit 25 Jahren im Musik-Geschäft, derzeit auf Jubiläumstournee. Wie haben Sie das geschafft?
HANS-JÜRGEN BUCHNER: Indem ich nicht zu viel mache. Indem ich nur mache, was mir gefällt. Ansonsten habe ich eine Begabung dafür, schöne Melodien zu erfinden, die anspruchsvoller sind als die, die man als Schlager bezeichnet.
Wie entstehen Ihre Melodien?
BUCHNER: Ich sehe mich als Klangkünstler und -forscher. Als solcher bringe ich meine innere Musik zum Klingen. Das tue ich für mich. Ich tue mir damit selber was Gutes. Aber wenn die Klänge mich berühren, wenn sie für mich passen, dann, das weiß ich inzwischen, gefallen sie auch anderen Menschen.
Es sind meistens fröhliche Klänge mit melancholischem Unterton. Beziehungsweise umgekehrt. Verarbeiten Sie Stimmungen?
BUCHNER: Ich bin keiner, der Musik benutzt, um Stimmungslagen zu übersetzen. Ich würde nichts Melancholisches machen, nur weil ich gerade traurig bin. Nein, meine Harmonien sind einfach Klänge, die mir gut tun. Und das sind eben eher weiche, angenehme Töne als harte. Harte Musik zu machen, hab ich übrigens mal probiert. Aber das bin nicht ich.
Wobei Sie Ihre weichen Melodien ja durchaus mit schwerem Gerät zum Klingen bringen. Mit Blasmusikinstrumenten zum Beispiel, die man aus der Humtatavolksmusik kennt.
BUCHNER: Egal mit welchem Instrument: Immer geht es darum, die Musik atmen zu lassen. Die Luft ist auch für Instrumente der Atem, sie bringt sie zum Schwingen. Karl Valentin hat es so gesagt: In der Musik ist wichtig, dass man die Klänge klingen lässt. An Blasmusikinstrumenten ist noch gut, dass man sie ohne Strom spielen kann, die Luftschwingungen sind auch so stark genug. Blasmusik hat schon richtig Rohr.
Ihre Instrumentensammlung soll unüberschaubar sein. Gibt es Instrumente, die Sie besonders mögen?
BUCHNER: Das wechselt. Mir fällt ein Instrument in die Hand, und mit dem beschäftige ich mich dann. Wenn ich mit ihm vertraut bin, mach ich was damit. Wenn mir das Resultat gefällt, nehm ich es auf.
Das klingt so einfach. So, als ob man es nachmachen könnte. Trotzdem hat es bisher keiner geschafft.
BUCHNER: Ja mei. Außer Begabung gehört schon auch ein bisschen Besessenheit dazu. Nur dann gibt es diese Momente, in denen man merkt, es fließt. So ähnlich wie ein Schriftsteller.
Kann man sich so einen Perfektionismus leisten, wenn man Musik für Filme und Fernsehserien macht?
BUCHNER: Filmmusik zu machen, das gibt wirklich Druck. Da darf man nicht zu lange rumbasteln. Aber manchmal arbeite ich mit Druck dann einfach schneller, bin nicht ganz so wählerisch. Aber was Schlechtes würd ich deshalb nie abliefern. Was Schlechtes kommt bei mir nicht an die Öffentlichkeit.
Vielleicht ist das ja auch ein Grund für Ihren Erfolg? Dass es nicht so viele gibt, die mit Ihrem Anspruch ans Werk gehen.
BUCHNER: Ja. Es haben schon Bands meine Lieder nachgespielt, aber die klingen dann nie so wie bei mir. Haindling-Imitatoren haben es halt nicht einfach. Gott sei Dank. So sticht meine Musik hervor.
Und Ihre CDs spielen Sie ganz allein ein.
BUCHNER: Ja. Meine Filmmusik, meine CDS, mach ich alles allein. Wenn ich schon alle Musikinstrumente spiele, in meinem eigenen Stil, dann will ich auch, dass alle Instrumente nach mir klingen.
Trotzdem treten Sie gern live auf – nicht allein, sondern mit Band?
BUCHNER: Auf der Bühne gehts um ein ganz anderes Klangerlebnis. Da ist eine riesige Anlage da, eine andere Optik. Und natürlich sind es gute Musiker, fünf hervorragende Multiinstrumentalisten. Schön ist schon auch, im Mittelpunkt zu stehen. Ein Onkel von mir war Opernsänger, ein andere Zauberer. Da hab ich gelernt, dass es schön ist, etwas zu machen, das andere bewundern.
Erscheinungsdatum: Montag 05.11.2007
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I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.