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NorbertMusik muss nicht unbedingt „schön“ sein um mein Interesse zu wecken.
Viel mehr ist sie im günstigen Fall geeignet die Essenz des Daseins zu berühren und darüber zu berichten.Sie kann eine besondere Form der Emphase für eine in Worte gefasste Aussage sein. Wenn dies glückt, vermag uns die emotionale Botschaft viel tiefer zu berühren als die pure Prosa. Aber auch rein instrumentale Musik kann Bilder oder Gefühle zum Leben erwecken. Dabei spielt natürlich die Reflektion des selbst Erlebten und der Seele eine große Rolle.
Beispiele für schöne instrumentale Werke, durch die der jeweilige Komponist einen kleinen Blick ins Arkadien gewährt, sind für mich „Morgenstimmung“ aus Peer Gynt von Edvard Grieg und „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“ aus der Symphonie No. 6 von Beethoven. Durch diese Kompositionen entstehen vor meinem geistigen Auge idealisierte Landschaften und eine Ahnung von einem „sorglosen“ Leben (im besten Sinne des Wortes).Dass mit Musik – vereint mit der Aura der Performer – auch Unwohlsein, Bedrängnis oder Urängste ausgelöst werden können, haben z. B. Throbbing Gristel in ihren stärksten Momenten schon bewiesen.
Wenn ich den Begriff „schön“ verwende, dann immer im Sinne von „ästhetisch wertvoll“. Mir ist bewusst, dass „Schönheit“ im alltäglichen Sprachgebrauch oft in Verbindung gebracht wird mit „lieblich“, „einschmeichelnd“ etc. So meine ich das gerade nicht.
Schön im Sinne von ästhetisch kann selbstverständlich auch eine Mondlandschaft oder atonales Gitarren-Feedback sein (oder natürlich auch Throbbing Gristle).
Im Übrigen bin ich weiterhin (s.o.) der Meinung, dass Musik mehr ist, als nur das Wiedergeben von Gefühlen. Es gibt einen Musikgenuss ohne „Bilder“ und ohne konkrete Emotion.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)