Re: Der Wert von Musik an sich

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anne-pohl

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Beiträge: 5,438

Norbert
Mich würde viel mehr interessieren, wie der Wertmaßstab für „wertvolle Musik“ entstanden ist. Ich hatte vermutet, dass der Kulturkreis, die Erziehung, die Sozialisation ( die Kommunikation mit der Peergroup) und die eigene Sensibilität eine große Rolle bei der Erziehung zum Geschmack spielen. Zusätzlich könnten tiefgreifende emotionelle Erlebnisse einen neuen „Blickwinkel“ geschaffen haben.

Es gibt ja überhaupt keine allgemein gültigen Maßstäbe für wertvolle Musik, oder? Wert ist doch etwas, was ein Einzelner einer Sache zumisst. Für den einen sind Toto wertvoll, für den anderen ist es irgendein Soloprojekt von Howe Gelb. Musik begleitet die Menschen vermutllich schon seit vielen tausend Jahren durchs Leben – vom Schlaflied fürs Baby bis zu Gesängen bei der Beerdigung. Doch während Musik noch vor 100 Jahren vornehmlich der Unterhaltung und der Kommunikation miteinander diente, hat heute das Kommunizieren *über* Musik eine Bedeutung, die es damals noch nicht hatte. Hier schließt sich m.E. auch der Kreis zur Verbreitung von Musik, der ebenfalls schon öfter angesprochen wurde.
Als z.B. „Frankie & Johnnie“ entstand, waren da zuerst eine Mordgeschichte und ein Zeitungsbericht, dann jemand, der ein Lied daraus machte und es anderen vortrug und ihnen beibrachte. Durch die Migration reiste auch das Lied durch Amerika und veränderte sich ständig. Erst, als es auf Schallplatte konserviert werden konnte, wurde die jeweilige Momentaufnahme konserviert. Heute können wir uns mit vielen verschiedenen Versionen von „Frankie & Johnnie“ auseinandersetzen und über sie kommunizieren, weil sie uns auf physikalischen Datenträgern zur Verfügung stehen.
Und es gibt natürlich auch Abgrenzungen: nämlich zu denjenigen, die sich jetzt fragen, wer oder was „Frankie & Johnnie“ sind. ;-) Die gehören dann wohl nicht zur Peergroup, die Du ansprachst.
Dies ist wieder nur ein winziger Aspekt des ganzen Problems – wir nähern uns ihm halt von alllen Seiten. ;-)

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