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Zu Deiner Frage, Herr Rossi, ob früher auch schon ohne Sinn und Verstand veröffentlicht wurde von den Plattenfirmen, haben Mista und Otis ja schon das Wesentliche gesagt. Vielleicht noch soviel: erstens waren die Märkte bis in die 70er noch weitgehend autark und abgeschottet. Plattenfirmen agierten also noch lange nicht so multinational wie heute. Auch wenn natürlich – vor allem aus historisch-politischen Gründen – der deutsche Schallplattenmarkt bereits seit den 50ern von angloamerikanischen Firmen und zunehmend auch von solcher Musik dominiert wurde. Zweitens war schiere Menge des Outputs damals doch noch geringer, ja sogar überschaubar. Ich erinnere mich an ein kostenloses Werbeblättchen der Musikindustrie, das in den 60ern in den Musikabteilungen von Kaufhäusern auslag. Da waren sämtliche Neuerscheinungen eines Monats gelistet, Singles und LPs aus dem U-Musik Bereich (also von Schlager und Volksmusik bis zu internationalem Pop und Beat). Das waren meist so ca. zwei A4 Seiten relativ klein gedruckt (9-Punkt in etwa) in alphabetischen Listen erst nach Format und dann nach Interpreten geordnet. Allerdings waren nur Veröffentlichungen der großen Firmen aufgeführt. also weder die Billigplatten aus dem Hause Miller International noch Singles kleinerer Labels.
Was den grundsätzlichen Wert des Internets angeht, hast Du natürlich vollkommen recht. Ohne das Internet hätte ich von Jimmy Curtiss (meinem privaten Forschungsprojekt) wahrscheinlich noch längst nicht so viele Platten. Und ich wüsste auch noch nicht so viel über ihn und seine Karriere. Da wird mir auch Otis zustimmen. Eben in „Roots“ gehört und zwei Minuten später bei Gemm.com oder musicstack.com geordert. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber öfter als man denkt.
Und doch hat der Werteverfall in Bezug auf Musik natürlich auch sehr viel mit dem Überangebot und der schieren Reizüberflutung zu tun. Warum muss man eigentlich in jeder Lebenslage Musik hören können? Ich will das gar nicht. Wenn ich Musik hören will, dann ganz bewusst und aufmerksam in einer Situation und Umgebung, die mir die Möglichkeit gibt, mich ganz auf das Gehörte zu konzentrieren. Berieselt werde ich doch eh schon genug, am Arbeitsplatz, im Kaufhaus, bei Sportveranstaltungen, and diversen öffentlichen Orten und Plätzen.
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