Re: Der Wert von Musik an sich

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themagneticfield

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otisDann lass es mich anders sagen: Offenkundig scheint, dass Musik für junge Menschen nicht mehr die Bedeutung hat, wie sie es mal in einer (kurzen) historischen Epoche von ca 1955 bis xxx gehabt haben mag. Mit der Abnahme an Wertigkeit verlieren sich mehr und mehr auch die sie vormals bestimmenden Attribute (Identifikationsstiftung, Abgrenzung, etc.). Popmusikalische Werte sind ganz sicher nie nur musikimmanente Werte gewesen, ganz im Gegenteil. Das krude Punkstück war weitaus „wertiger“ in meinen Augen als ein Floyd-Track. Popmusik hatte im und aus dem Kontext heraus Relevanz. Die geht ihr heute mehr und mehr flöten. Vielleicht ist es das, warum es so schwer ist über ihre Wertigkeit zu reden. Das noch mal zu den Werten.

Was die musikalische Plaudertaschenmentalität anbelangt, kann man meines Erachtens sehr wohl zu einer beinahe 1:1 Übertragbarkeit kommen. Würde mich gern eines anderen belehren lassen. Aber sowohl, was ich aus der Hip Hop-Szene mitbekomme, als auch aus der Elektro-Szene, als auch von der Gitarrenfront, es ist schon verdammt viel Überflüssiges bis Ärgerliches dabei. Dabei habe ich noch einen extrem beschränkten Hörwinkel, da ich noch nie im Netz nach Musik gesucht habe.

Natürlich ist es heutzutage nur noch schwer möglich eine musikalische Revolution auszulösen wie es vielleicht Mitte/ Ende der Fünfziger der Fall war, dafür fehlt einfach das „Brachland“, das damals den Boden bereitet hat, aber ich denke das ist doch auch gut so.
Nichtsdestotrotz mag ich die Wertigkeit, die Musik für Jugendliche heutzutage hat nur ungern beurteilen, da ich den Bezug dazu nicht habe, obschon das Reduzieren von Musik auf kurze Klingeltöne (viel schlimmere Entwicklung als die MP3s btw) natürlich definitiv gegen einen vorhandenen Wert sprechen.
Aber muß das zwangsläufig bedeuten, das die Musik nicht mit zunehmendem Alter einen ähnlichen Wert für die heute Jugendlichen bekommt, wie es vielleicht damals auch bei uns der Fall war. Ich für meinen Teil möchte jedenfalls nicht behaupten das die von mir konsumierte Musik damals als 14-jähriger in den meisten Fällen wertvoll gewesen wäre, obwohl sie auf Vinyl gebannt war. Das musste sie auch gar nicht, sie musste kommunizierbar sein und einen persönlich kommunizierfähig erscheinen lassen in den Cliquen dieser Welt. Entscheidende Richtungswechsel welcher Art auch immer finden dann doch viel später statt, das kann sich hin zu Nischen entwickeln zu „hochwertiger“ Kultur oder auf dem Formatradiolevel stagnieren.
Niemals würd ich jedenfalls eine Tendenz der pubertierenden Masse verknüpfen wollen mit einem Stellenwert von Musik (wie auch anderen kulturellen Freuden).
Wichtig ist das die Möglichkeit besteht durch eine vielfältige Auswahl einen Horizont zu erweitern und einen Geschmack zu entwickeln und ich weiß nicht ob da die Tendenzen durchaus bunt gemischt im Internet fündig zu werden wirklich so kontraproduktiv sein sollen.

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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!