Re: Der Wert von Musik an sich

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herr-rossi
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MistadobalinaIch laufe nicht oft mit den Ohrstöpseln herum, aber manchmal passt es einfach, die Alltagswelt mit bestimmten Songs zu beschallen. Ich stand mal mitten im Verkehr auf einer Straßenbahninsel und hörte „Push it“ von Garbage – war ein unglaublich geiles Erlebnis.

Solche Erlebnisse hab ich öfters. Am Bahnhof Rheda-Wiedenbrück stehen und auf den Anschlusszug warten, im Dunkeln und nur ein paar andere einsame Gestalten oder gar niemand, und wenn dann etwas läuft, wie z.B. Dark End Of The Street, was dann einfach passt, das ist großartig. Ich dreh auch schon mal eine Ehrenrunde kurz vorm Ziel, wenn ein Song kommt, der mich gerade total begeistert. Mit Waldspaziergängen ist hier in Münster nicht viel zu wollen, aber mit dem heimatlichen Teutoburger Wald verbinde ich viele einsame Hörerlebnisse.

Im Dezember kam ich abends auf dem Heimweg über den Weihnachtsmarkt, den ich sonst meide, und dazu lief Ticket To Ride von den Carpenters, also etwas sehr Melancholisches, das war so völlig konträr zum Getriebe um mich herum, ein magischer Moment. Das ist so ein Filmsoundtrack-Effekt, man nimmt Vorgänge und Situationen um sicher herum auf einmal anders wahr.

Ich fahre immer wieder dieselben Strecken per Bus und Bahn, da bin ich einfach zwei, drei Stunden wirklich für mich allein, ohne dass das Reisen als solches noch interessant wäre, man kennt die Strecken in- und auswendig. Ich kann dann Musik viel intensiver hören als zuhause. Das sind für mich unbezahlbare Momente, die mir früher der Walkman und heute der MP3-Player ermöglicht.

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