Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Der Wert von Musik an sich › Re: Der Wert von Musik an sich
NorbertDer Kulturkreis, die Sozialisation und die Bildung hat uns geformt und hilft uns einzuordnen wie „wertvoll“, „bedeutend“ und „wichtig“ ein Musikstück ist. Je fremder uns z. B. eine Kultur ist, desto unverständlicher werden uns auch deren Musikvorlieben erscheinen. Erst mit der Bereitschaft sich gegenüber einer andersartigen Kultur zu öffnen, hat man den Schlüssel zum Verständnis (bitte nicht mit Liebe gleichsetzen) für deren Musik. Für das Verständnis der musikalischen Botschaft gilt: das Meiste daran ist nicht universell, sondern erlernt.
Sehr wertvoller Ansatz.
Aus ihm folgt, dass sich innerhalb eines Kulturkreises, durch ähnliche Sozialisation und weitgehend übereinstimmende Bildung Gemeinsamkeiten ergeben, die zu einem Wertekanon führen. Der kann sich dann zum Beispiel in einer Top500-Liste manifestieren, so wie der RS sie zusammengestellt hat.
Die mögen dem einzelnen Spezialisten missfallen, weil sie relativ konsistent aufgebaut sind, aber gerade an der Konsistenz lässt sich der Wert der Titel auf einer Liste erkennen: Offenbar gibt es eine Übereinstimmung darüber, was wertvoll ist.
NorbertLässt sich der ausgebildete Geschmack nachjustieren?
Um dein Beispiel von den fremden Kulturen aufzugreifen: Wenn man bedenkt, wie schwer es ist, sich etwa auf orientalische Musik einzulassen, die mit ihren Halbtönen für unsere Ohren doch sehr ungewohnt klingt, muss man diese Frage wohl verneinen, bzw. anerkennen, dass eine „Justierung“ nur im Rahmen eines Kulturkreises möglich ist. Daraus ließe sich erstmal ableiten, dass sich der Wert einer Musik innerhalb eines Kulturkreises ergibt.
Davon abgesehen, fehlt mir in der Diskussion bisher noch der Faktor Zeit. Qualität und damit Wert hat, was über die Zeit besteht. Nicht umsonst kennt man Sprachbilder wie „Klassiker“ oder „Eintagsfliege“, jeweils Bezeichnungen für wertvolle oder -lose Musik.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams