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Wissenschaftler vermuten, dass der Schlüssel zum Verständnis des Wertes der Musik bereits im Klang der elterlichen Sprache liegt. Die Kommunikation (nicht nur) der Menschen basiert seit Urzeiten auf Klängen. Eine besondere Betonung der Worte ist geeignet viele Botschaften sehr genau auszudrücken. Das Kleinkind versteht die Worte zwar noch nicht, aber der Klang trifft den Kern der Sache und löst bereits Emotionen aus. Der „Singsang“ der elterlichen Sprache ist geeignet beim Kleinkind Glücksgefühle auszulösen. Das Gehirn verarbeitet diese Klänge als Bedeutung tragende Signale. Deshalb berührt uns Musik. Im Laufe der Zeit entwickelt sich das Verständnis für Klangfolgen individuell. Der Mensch assoziiert harmonische Klangfolgen weiterhin mit positiven Erlebnissen.
Das Streben nach diesen Glücksgefühlen, die durch Musik verursacht werden, bleibt bestehen.
Wenn man nun die Geschichte der Menschheit auf einem Zeitstrahl abbildet, ist die Zeitspanne, seit der Musik auch konserviert werden kann, äußerst kurz. Es ist naheliegend, dass der Mensch seit dem versucht, durch das Abspielen der konservierten Musik bereits erlebte Glücksgefühle beliebig oft wieder aufleben zu lassen. (Wenn der Mensch in der Lage wäre glückliche Lebenssituationen zu konservieren und wiederholt zu erleben, würde er bestimmt auch dieses tun.) Manchmal nutzt sich aber die „Konserve“ ab wie ein ausgeknautschter Kaugummi und man begibt sich auf die Suche nach einem neuen Kick.
Der Tonträger in Gestalt einer Vinyl-Single, einer LP oder einer CD kann je nach Veranlagung des Konsumenten zum Fetisch werden. Um die Wertschätzung für das Stück Musik aufzuwerten, kommt also (mindestens) noch eine weitere Ebene hinzu. Ich denke, dass das für alle Sammler (einschließlich meiner Person) hier zutrifft. Als Ersatz für leichtfertig verschenkte oder verkaufte Platten von mir nachgekaufte Platten stellen mich nicht hundertprozentig zufrieden, weil es sich nicht um meine Originale handelt.
Da Musik im Stande ist, uns emotional so stark zu berühren, kommunizieren wir natürlich auch gerne darüber. Daher auch hier das Fazit: Der Wert der Musik liegt in der Kommunikation – und dies gleich auf mehreren Ebenen.
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