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@ Sonic Juice:
Für die Howe-Vervollständigung würde das Titelstück genügen; da spielt er elektrische Gitarre und gerade die Gitarren machen den besonderen Reiz aus, die Atmosphäre – sie zaubern wirklich dunkle Wolken über die Landschaft. Auf „Lion’s Jaws“ ogelt Howe dann noch etwas Piano, aber sehr unauffällig. Burns und Convertino sind allerdings deutlich häufiger dabei.
Am Gesang auf Fox Confessor… ist absolut nichts auszusetzen. Es mangelt ihm keinesfalls an Zurückhaltung: Neko Case spielt ihre stimmliche Kraft nur dort aus, wo es sinnvoll ist; sie singt songdienlich, ergeht sich nicht in Stimmakrobatik. Ihre Stimme strahlt Stärke und Selbstbewusstsein aus; sie könnte mich ganz alleine durch das Album tragen, auch ohne die guten Musiker drumherum (das ist ja nicht besonders lang, 36 Minuten). Natürlich steht Neko Case hier im Mittelpunkt, The Sadies, Calexico usw. begleiten sie. Es ist ihre Show und das ist auch gut so!
Kritisieren könnte man eher die Knappheit an Hooks, die spröden, wenig eingängigen Melodien. Unmittelbar eingängig ist eigentlich nur „The Needle has landed“ (vielleicht auch „Hold on, hold on“, aber diesen Track habe ich so oft gehört, daß ich das nicht mehr beurteilen kann). Mich stört das aber immer weniger, je häufiger ich das Album höre. Diese flüchtige, schwer faßbare Qualität der Songs hat für mich sogar zur Faszination beigetragen, zusammen mit all dem Dunklen, Unfrohen, Rätselhaften, das sie teilweise an sich haben. Das Titelstück und das großartig düstere „Dirty Knife“ sind atmosphärisch ohnehin so stark, daß es auf die Melodie nicht mehr ankommt. Die Songs sind zum Teil recht eigen und unkonventionell. Und dann trägt noch die Kürze der Tracks dazu bei, daß ich sie wiederhören möchte. Das Album insgesamt hat für mich mit wiederholtem Hören nicht abgebaut, sondern dazugewonnen; ich mag es sehr gern. Fox Confessor… ist allerdings mein Einstieg in Sachen Neko Case, das beeinflusst sicherlich mein Urteil.
Man könnte sich vielleicht noch an der Produktion stören; die ist sehr in den Hall verliebt. (Sonja Müller tut das im aktuellen ME; Neko Case käme als starke Sängerin noch besser herüber, wenn sie sich ohne Effekte präsentierte.) Ich schätze es aber, wenn ein Studioalbum darauf hinweist, daß es ein solches ist und einen eigenen Studiosound hat.
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To Hell with Poverty