Re: Reeperbahnfestival – Hamburg

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nachtmahr

Registriert seit: 22.01.2005

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Samstag:

Florrie, Docks ***
Schwungvoll wie mainstreamig, waren die gefälligen Pop-Songs der Pet Shop Boys-Schlagwerkerin als Einstieg in den Abend durchaus zu gebrauchen.

Retro Stefson, Uebel & Gefährlich ****
Mehr Spass und Leibesübung bei hohem musikalischen Niveau geht nimmer. Party des Festivals? Diese Band sollte bei jedwedem Anflug von schlechter Laune medizinisch verordnet werden. „Wall of Death!“

Sizarr, Prinzenbar ***1/2-****
Gerammelt voll war es. Soundtechnisch allerdings zu basslastig. Doch in den gespielten Stücken steckte jede Menge eigenwillig-experimentelles Potenzial – auf das Debüt-Album darf man sehr, sehr gespannt sein. Fabians Stimme ist schlichtweg grandios und er selbst geht in der Rolle des Frontmannes jetzt schon ganz auf („Jetzt kommen die Hits!“).

Es waren wieder tolle drei Tage. In diesem Jahr empfand ich das Booking als besonders gelungen: die Künstler fanden stets eine ausgefüllte Location vor und der Besucher fand bei rechtzeitigem Eintreffen auch sein Plätzchen.
Mehr als drei komplette Konzerte sind für mich persönlich nicht zu schaffen, da man ja immer auch noch von irgendwelchen Nebenschauplätzen abgelenkt wird, wie z.B. einem am Wegesrand stehenden VW-Bus, in dem ein DJ auflegt, auf der Meile begleitet von einer Entourage, die Seifenblasen macht, Konfetti wirft und dem Ausdruckstanz frönt. Man kann auf der Reeperbahn gerade zur Festival-Zeit auch ohne Ticket viel Musik- und Kunst-Happening erleben.

„Egal wohin man kommt, ist es überall ganz anders, ganz eigen, ganz unvorhersehbar. Landläufige Festivalbühnen sind dagegen Abzüge eines immergleichen Bildes.“ (intro)

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)