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fokaIch habe mal ein Interview mit Scorsese gesehen, in dem er die Bedeutung des europäischen Films, insbesondere Godards, für sein Werk betonte. Er erwähnte auch noch einige italienische Regisseure. Das wars aber auch schon. Er hat all diese für ihn bedeutenden Filme natürlich in der Originalversion gesehen.
Völlig daneben. Wer in den USA überhaupt Filme aus anderen Ländern schaut, tut dies in der Regel in der Originalversion, weil ihm auch gar keine synchronisierte Version vorliegt. Da kannst Du recherchieren, wie Du willst. Klar, es gibt immer Ausnahmen. Aber es ist grundsätzlich so: Ausländische Filme werden in den USA, im UK, in Skandinavien, in Australien, in Holland NICHT SYNCHRONISIERT. Das müssen wir nicht weiter diskutieren, das ist so. Und trotzdem werden sie geschaut, und zwar mit Untertiteln. Und trotzdem werden sie verstanden und hinsichtlich ihrer Inzenierung, ihrer Bildersprache bewertet, weil man eben nicht nur an den Untertiteln hängen bleibt. Das ist eine Tatsache, über die ich weiter nicht streiten werde.
Genausowenig ist es strittig, dass der europäische Film einen erheblichen Einfluss auf amerikanische Filmemacher hatte und hat. Was willst Du mir denn da mit irgendwelchen Criterion-Verkaufszahlen sagen? Man kann und sollte Filme in der Originalversion sehen, Untertitel sind nicht ideal, aber 1000mal besser als eine synchronisierte Version, weil die Sprache eben einen ganz erheblichen Teil des Werkes ausmacht.
Kannst Du aber gerne weiter anders handhaben, auf Pro7, ich hingegen würde mir das niemals antun. Ist doch fein, so sind wir beide happy (glücklich, froh).
Schön, jetzt hast du mich überzeugt. In den USA schaut man also aus Überzeugung ausländische Filme im OMU, weil es keine Synchro gibt. Und das Scorsese Goddard im Original sah, ohne überhaupt die Möglichkeit zu haben, etwas anderes zu tun, beweist die Richtigkeit deiner These. Genialer logischer Aufbau… (Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, daß Scorsese auch bei Vorliegen einer Synchro die OF geschaut hätte. Dennoch, solange er nicht selbst Elmos Frage, ob die synchronisierten Filme für ihn weniger Bedeutung gehabt hätten beantwortet, ist deine Aussage völlig wertlos.)
Man kann die Lage in den USA auch ganz anders bewerten. Die Weigerung, Filme zu synchronisieren und der recht wenig ausgeprägte Wille, Filme im OMU zu schauen, sind der Hauptgrund für das fast vollständige Ignorieren des europäischen Films durch US-Zuschauer. Das hat nichts mit Respekt vor der Kunst zu tun (allein die Idee ist so abwegig und naiv, daß es schon niedlich ist). Da geht es einfach nur um Geld. Das ist Protektionismus in reinster Form. Und noch mal, für die handvoll Nerds, die trotzdem europäische Filme schauen wollen, lohnt keine Synchro. Daß es nur eine kleine Menge Menschen in den USA gibt, die sich Filme mit UT antun wollen, zeigt sich dann z.B. wieder an den Verkaufszahlen u.a. von Criterion-VÖ. Die Situation ist also in Amerika exakt so wie hier: Nerds (dazu gehören natürlich auch Filmemacher) schauen Filme aus aller Welt im OMU, und für den Rest findet einfach nur statt, was in der eigenen Sprache vorliegt.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame