Sense8 S1 * *
Auch das Serien-Format kann die Wachowskis nicht retten, im Gegenteil: es stellt genau die Neigungen noch stärker heraus, die ich noch nie an ihnen mochte. Der auch in den Filmen meist vage Sci-Fi-Überbau wird durch das schwerfällige Auswalzen als Hokuspokus entlarvt, während den pathetischen wir-sind-alle-verbunden-Tendenzen ausgiebig gefrönt werden kann. Und wieder bleiben, wie schon in „Cloud Atlas“ und „Jupiter Ascending“, die Figuren schrecklich schablonenhaft.
Denn auch hier haben die beiden anscheinend kein gesteigertes Interesse an den Charakteren selbst, sondern vor allem an den Themen, die sie versinnbildlichen sollen. So müssen die Figuren als bloße Maskottchen für Wachowsk’sche Vorstellungen von Unangepasstheit herhalten (die von der Gesellschaft geächtete Transsexuelle, der hyperempathische Cop im Problemviertel, die gegen Sexismus ankämpfende südkoreanische Unternehmerin und Kickboxerin, etc. – in Vorschlaghammer-Manier und stereotyp) sowie als strategische Stecknadeln in der weltumspannenden interkulturellen Vision. Die Storytelling-Chancen des seriellen Formats wurden in jedem Fall vertan und die neuen Räume stattdessen mit dickflüssiger Esoteriksoße verstopft. Es sollen Vielfältigkeit und Unvollkommenheit gefeiert werden, die Hauptprotagonisten sehen dann aber doch wieder alle nur konventionell aus. Man möchte authentisch Multikulturalität darstellen und dreht respektablerweise auch weltweit, lässt dann aber alle mit blöden Akzenten Englisch sprechen (völlig unbeholfen, wie dann an genehmen Stellen doch kurz die jeweilige Muttersprache eingestreut wird). Sein Übriges tut dabei, dass viele Schauspieler einfach nicht über Soap-Niveau hinauskommen.
Stellenweise ist „Sense8“ nur vorhersehbar und flau, stellenweise kräuseln sich die Fingernägel, nur ganz wenige Szenen sind gelungen. Die raffinierte Oberfläche allein löst bei mir dann auch keine nachhaltige Begeisterung mehr aus, die beherrschen inzwischen viele Serien. Es bleiben bloß ein paar schön choreographierte Action-Szenen, die ich lieber im Kino gesehen hätte.
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