Re: Die letzte Serie, die ich gesehen habe….

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witek-dlugosz

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Beiträge: 5,114

tina toledoDiese quietsch-bunte Ladung Lebensmut mit schwarzem Unterton ergibt ein ziemlich eigenständiges Etwas, wie ich finde. Die Priester-Apokalypsen-Geschichte wird nicht mit Samthandschuhen angefasst, aber auch nicht der Lächerlichkeit preisgegeben. Und das Trauma wird nicht in Zynismus und Neurosen gewandelt, sondern in Schaffensdrang, Kreativität und Vielfalt. Als Message liest sich das auf dem Papier womöglich etwas plump und naiv, in dieser leidenschaftlichen und phantasievollen Umsetzung kommt es aber sowohl kühn als auch würdevoll als auch grundsympathisch daher. Ich finde, dass mit der Prämisse eine Menge hätte schief gehen können, stattdessen wirkt alles ganz leichtfüßig und selbstverständlich. Auch wenn der Humor also in vielen Momenten mit „Parks & Recreation“ und „30 Rock“ wesensverwandt ist, beackert „Kimmy Schmidt“ doch ein anderes Feld.
Klar ist das Thema ein anderes. Ich wollte auch gar nicht sagen, dass „Kimmy“ die beiden kopiert – aber der Tonfall und etliche Details haben mich schon sehr stark an die beiden anderen erinnert: Es ist fraglos ziemlich toll, wie hier düstere Themen wie Vergewaltigung und jahrelanges Imkellereinsperren Gegenstand von Witzen (oder vielleicht eher Anknüpfungspunkte für Meta-Witze) werden, ohne dass sie der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Aber eine solche Furchtlosigkeit im Umgang mit Tabuthemen gibt es ähnlich schon bei „30 Rock“. Der (zugegeben: sehr wichtige) Unterschied ist, dass hier die düstere Vorgeschichte der Ausgangspunkt der Serie ist, während bei „30 Rock“ die Tabuthemen eher hier und da gestreut werden.

Und zu „Parks“: Würde man Leslie Knope jahrelang in einen Keller sperren, käme wahrscheinlich Kimmy Schmidt dabei heraus. Den durch nichts zu erschütternden, durch und durch liebenswerten, wenngleich an Naivität grenzenden Optimismus haben sie gemeinsam.

duplo

Tina, kennst du The Big C mit der großartigen Laura Linney?
Was du geschrieben hast, könnte auch hier 1:1 passen.

„The Big C“ habe ich sehr gern gesehen. Linney ist in der Tat phantastisch – und Oliver Platt ebenso. Die Serie hält wie kaum eine zweite die Balance zwischen Drama und Comedy – nur in der letzten Staffel (besonders im Finale) gewinnt dann leider doch der Kitsch.

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