Re: Bauer Ewalds MP3-Test: Ergebnisse und Auswertung

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bauer-ewald

Registriert seit: 26.10.2005

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Was die Aussagefähigkeit dieses Experiments angeht, würde ich gerne noch einmal auf meine Ausgangsfragestellung zurückkommen: Inwieweit ist man unter alltäglichen Hörbedingungen in der Lage, mp3s von Original-Wavs zu unterscheiden? Kann ich bei mir zuhause, an meiner Stereonlage, im Auto, an meinem IPod, oder meinetwegen auch an meinem Computer hören ob ich mp3s oder Original-CDs verwende? Zugegebenermaßen ein etwas anderer Ansatz, als sich mit 20 Hörern in ein Studio zu vergraben und dort einen Tag lang konzentriert zu hören. Aber auch ein Ansatz der die bei solchen Hörsessions sonst unvermeidlichen Einwände ob denn auch das letzte kleine Kabel richtig gepolt ist umgeht, weil er von vornherein Limitierungen in der Audiokette als Umstände des Höralltags ganz bewußt zuläßt.

Ich denke bei aller Einschränkung (besonders durch die relativ niedrige Anzahl der Teilnehmer die allgemeingültige statistische Aussagen verbietet) läßt sich insgesamt doch feststellen, daß von den Teilnehmern tendenziell mp3s im Höralltag erkannt werden konnten. Wobei man hier sicherlich differenzieren muß: Ein Drittel der Teilnehmer konnte generell keine reproduzierbaren Unterschiede hören. Von den übriggebliebenen 2/3 liegen die meisten Teilnehmer mit ihren Ergebnissen innerhalb oder knapp über dem statistischen Mittel, hier ist also kaum eine Aussage möglich. Immerhin etwa ein Viertel (beginnend ab etwa 10-11 Punkten) konnte Unterschiede aber durchaus signifikant erkennen, und zwar unabhängig von der Qualität ihrer Hörkette!

Zur auch von otis angesprochenen Qualität der Hörkette: Interessanterweise bekam ich von mehr als einem Teilnehmer den Hinweis, gerade bei „billigen“ Komponenten Unterschiede eher raushören zu können als bei hochklassigen. Von einem anderen Hörtest hatte ich auch mal gelesen, daß Personen mit gewissen Hörschäden unter Umständen Unterschiede besser hören können. Es scheint generell nicht so zu sein, daß das psychoakustische Maskierungsverfahren von MP3s bei Limitierungen in der Hörkette besser funktioniert, oder daß man umgekehrt nur ein hinreichend gutes Audiosystem braucht um Unterschiede sicher hören zu können.

Überraschend finde ich, daß gerade der Dance-Track von Madonna am besten erkannt wurde, und die Klassik-Stücke am schlechtesten. Das hätte ich eher umgekehrt erwartet. Wobei hier auch Ermüdungseffekte eine Rolle spielen können (Madonna kam ja gleich als 2. Stück, und Klassik liegt halt etlichen Leuten doch nicht so). Auch der Mike Scott-Song hat relativ schlecht abgeschnitten. Eine Differenzierung eigens nach den Musikstücken wäre sicher auch noch interessant, vielleicht mache ich das noch.

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