Re: Bauer Ewalds MP3-Test: Ergebnisse und Auswertung

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wolfen

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Ich habe das Thema hier lesend mitverfolgt und war sehr gespannt auf das Endergebnis.
Der Bauer hat sich sehr viel Mühe gemacht, Respekt. Die Sache war sicherlich auch für die Teilnehmer sehr zeitintensiv. Dennoch bleibt das Ergebnis ohne wirklichen Gehalt. Sicherlich hat Bauer Ewald schon selbst angemerkt, dass dieses Experiment keinen wissenschaftlichen Kriterien standhalten soll. Aber durch das Abhören auf der jeweils eigenen Anlage (welche Geräte auch immer) wird die Sache doch sehr verwässert.
Es ging doch primär darum, ob überhaupt der Unterschied von Original (WAV) zu Mp3-Files erkennbar ist. Und wenn ja, woran er ggf. hörbar war.
So gut und wirklich ordentlich der Modus von Bauer Ewald gerade in Bezug auf die Erstellung der Tonquellen auch war, durch das jeweils eigene Abhören der Testteilnehmer auf Geräten, angefangen von einem CD-Walkman von Lidl bis eventuell einer hochwertigen Anlage oder hochwertigen Kopfhörer, ist das jeweilige Einzelergebnis wohl nur für die jeweiligen Teilnehmer selbst interessant. Bei allem Verständnis für den Aufwand und die geopferte Zeit, aber mir kann wirklich keiner halbwegs verständlich machen, wie man tatsächlich auf einem Billiggerät von Lidl (eventuell noch mit simplen Ohrstöpseln) sicher und sauber tatsächliche Unterschiede von WAF zu Mp3-Files erkennen bzw. hören kann. Die Wiedergabequalität ist dazu einfach grundsätzlich nicht gut genug, um mehr als Zufalls- oder reine Gefühlstreffer zu landen.
Bei sonstigen Standardgeräten (Mini- oder Midi-Anlagen mit mehr oder weniger ordentlicher Wiedergabequalität) halte ich sichere und begründbare Treffer ebenfalls für annähernd ausgeschlossen.
Bei einer hochwertigen Anlage mag es durchaus anders sein, hier kann man mit sehr gutem Equipment und gutem und geschultem Gehör durchaus den einen oder anderen sicheren Treffer setzen.

Einen sehr ähnlichen Test hatte ich vor einem guten halben Jahr bei 5 Freunden / Bekannten „live“ im Zuge eines Wochenendtreffens absolviert.
Die Anlage bestand aus Geräten der oberen Mittelklasse, die Lautsprecher: KEF iQ7
Musik: Blues (B.B. King und JLH), Singer-Songwriter (Christy Moore und Cara Dillon), dazu noch 2 Songs aus dem Album „Indian Summer“ von Friedemann und 2 Songs einer Jazz-CD (Interpret momentan unbekannt) Insgesamt also 8 Songs. Verzichtet wurde auf Rock oder andere „krachige“ Popmusik….das hätte den Test doch sehr erschwert.

Alle Songs wurden als WAV bzw. Mp3 (128kBits – 192kBits) gebrannt, die nur der Initiator der Session auseinander halten konnte. Keiner der Teilnehmer hatte natürlich die Möglichkeit, am PC die Dateigröße festzustellen und ggf. ein wenig zu schummeln. Im Live-Test war das also von vorneherein nicht möglich.
Für alle Teilnehmer waren damit die Abhörbedingungen gleich, jedenfalls fast (es wurden im Laufe der Sitzung ein paar Bierchen vernichtet).

Das Ergebnis: in der Summe frustrierend. Selbst das geübte Ohr eines Musikers in einem Jazz-Ensemble brachte es auf weniger als 50 % Treffer. Dabei waren die „Zufallstreffer“ mit eingerechnet.

Ich selbst konnte lediglich bei 2 Songs (einer von JLH und einer von Cara Dillon) nach sehr genauem und mehrmaligem Hinhören mit relativer Sicherheit sagen: das ist ein Mp3-File. Es war auch jeweils eines, und zwar mit 128 kBits. Absolut und total sicher war ich mir allerdings auch nicht.
Mp3-Files mit 192 kBits waren gehörmäßig praktisch nicht vom Original zu unterscheiden. Selbst der Musiker hatte da nur einen echten Treffer. Und auch bei dem gab er zu, daß es wohl „halber“ Zufall war. Er versuchte dabei, dem Rest der Hörerschaft im Direktvergleich ganz haarkleine Unterschiede beim Gitarrenspiel von Friedemann deutlich zu machen, Anzupfgeräusche der Saiten oder sowas in der Art. Tatsächlich nachvollziehen konnte es kaum einer der anderen Teilnehmer und wir attestierten ihm zur Beruhigung ein Fledermausgehör. ;-)

Interessant und erkenntnisreich war dieser Tag allemal, gerade auch für die 2 Testteilnehmer, die vorher ziemlich vehement das Mp3-Format abgelehnt hatten.
Natürlich war auch diese Aktion keine wissenschaftlich aufgebaute Geschichte, aber immerhin „live“ und mit zeitnahen direkten Erkenntnissen.

Und Bauer Ewald: nicht sauer sein, ich will deine Mühe, dein Engagement und deine Arbeit sicher nicht schmälern, aber wenn ich einen solches Experiment durchziehe, wäre es von meiner Warte aus eminent wichtig, daß alle Teilnehmer beim Abhören die gleichen Bedingungen bzw. die gleichen Abhörgeräte vorfinden.
Das war natürlich bei deinem Test nicht möglich.
Von der Seite her hätte auch jeder Testteilnehmer sich die von dir vorgegebene Musik mit dem jeweils eigenen Equipment selbst brennen können. Die absolut vernachlässigbaren und nur meßbaren Differenzen z.B. beim Auslesen und Brennen mit verschiedenen Programmen wären dabei nicht ins Gewicht gefallen.
Also bitte nichts für Ungut, aber vom Ergebnis her sehe ich dieses Experiment als wenig bis gar nicht aussagekräftig an.

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[kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )