Re: Manic Street Preachers – Know Your Enemy

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sokrates
Bound By Beauty

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kramerEs gibt bei den Manics keine kontinuierliche Weiterentwicklung, schließlich hatten sie mit The Holy Bible/Everything Must Go ihren Höhepunkt erreicht. Danach folgte eine Stadionrockplatte („This Is My Truth…“) und dann ein Schritt zurück zu den Anfängen der Band mit großem Presserummel auf Kuba („Know Your Enemy“). Wo siehst Du da eine qualitative/kontinuierliche Weiterentwicklung?

„Holy Bible“ sehe ich als Ausrutscher, der der Radikalität/der suizidalen Gefährdung des verschwundenen Richie James geschuldet ist. These: Mit dem wäre es künstlerisch nicht mehr lange weitergegangen.

Wenn man die lärmig-unnötige „Holy Bible“ mal ausklammert, wird eine Entwicklung weg vom Glamrock des Debuts hin zu, naja, kraftvoll-melodischer Reife erkennbar, in der mit der Zeit (im Studio) bewusster Stilmittel eingesetzt werden und die Gruppe vor allem erkennt und nutzt, was für eine überragende, einzigartige Stimme sie in ihren Reihen hat. Das Pathos muss man mögen, ist aber bei der Anlage der Stimme kaum zu vermeiden.

Diese Entwicklung ist so normal, dass man kaum darüber sprechen mag, (vgl. etwa U2, R.E.M. oder auch BAP, um mal eine deutsche Band zu nennen) und endet bei „Truth“ – da war die Stilisierung am weitesten fortgeschritten. Eine Bezeichnung wie Stadionrock halte ich für unangemessen, weil sie am Kern der Sache völlig vorbeigeht – den Vorwurf hätte man, wenn man konsequent denkt, auch schon „Everything Must Go“ machen können bzw. aus deiner Position müssen.

Dass man in der Situation back to the roots sagt, ist gruppendynamisch-kreativ verständlich, hat aber den ersten Schritt zurück markiert, der in „Lifeblood“ seinen vorläufigen Tiefpunkt erfährt.

Prognose: Die Preachers sind in einer Findungsphase (etwa Zoo/Pop, um bei U2 zu bleiben). Das Beispiel weist aber den Ausweg: Classic MSP.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams