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Affjetaut ist meiner Meinung nach ein oft zu Unrecht übersehenes Werk. Major brachte den Sound der Band nach vorn – nie gefiel er mir besser als auf Affjetaut! Später war er sicherlich noch abweschlungsreicher, aber hier ist noch eine rohe, unverkrampfte Power in den Rocksounds und bei Nummern wie Anna und Vun mir aus Kitsch auch sehr feine ruhige/groovige Parts.
Die Keyboards von Mattes Keul sind auch nach 25 Jahren noch geschmackvoll und gut (was man von Effendis Beiträgen leider nicht immer behaupten kann). Allein dieses Keyboardsolo auf Anna! Ein echter Klassiker des Analog-Synthiezeitalters. So schön und zeitlos können (konnten!) Synthies mal klingen!
Die Songs mag ich nach wie vor immer noch sehr gern. Leichte Abstriche beim Stollwerck-Leed, diese Politnummern, kann ich heute nicht mehr so gut hören – obwohl ich es einem 10. Juni jederzeit vorziehen würde!
Kumm op ming sick – aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass dieser Titel dermaßen kontrovers von der alternativen Szene aufgenommen wurde. Die Frauenbewegung hat sicherlich viel erreicht, ganz sicher jedoch nicht im Bereich Humor. Wie schon beim Chauvi Rock kam es zu der Sichtweise „Ein Chauvinist ist nämlich der, der über Chauvnisten singt!“- die dann in Neuleed angeführt wurde. Aber was für ein großartiger Rocksong, die Frauenschreie gegen Ende setzen dem ganzen noch mal das Sahnehäubchen auf (O Gott, was für eine Methapher in diesen Zusammenhang! )!
Pardong – immer noch großartig umgesetzt mit Original-Bontempiorgel und Kneipengeräuschen.
Vun mir uss Kitsch – für mich noch immer die schönste der frühen Balladen – ziehe ich Do kanns zaubre jederzeit vor!
Wat ess? Obgleich Dylans Ballad of a thin man doch fast ein eigener Song mit einer eigenen Identität und starkem Text.
Häng die Fahn eruss – Der Powerrock’n’Rollsong mit Beatles-Anleihe im Mittelteil – super Nummer, die ich auch jederzeit Waschsalon (den ich überhaupt nicht mehr hören kann) vorziehe!
Helfe kann dir keiner ist und bleibt die Essenz und Ursprung dessen was die Band wurde und noch ist – nie hatte der Schmal (oder war’s ein anderer Freund?) mehr recht als er sagte „Dat ess jot – da kannste paar mieh vun maache!“
Auch hier im Solo wieder ein Beispiel für die tollen Keyboards von Matthes Keul!
Und RWB ist und bleibt für mich der beste der „lustigen“ BAP-Songs, macht mir immer noch gute Laune und bringt mich an den witzigen Stellen immer noch zum Schmunzeln und das seit über 20 Jahren!
Auf dem Album sind allesamt wirklich klasse Songs mit Verve gespielt und von einer Frische, die schon zwei Alben später verflogen war. Eine Platte, die sehr gut gealtert ist und mir immer noch viel Spaß macht!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue