Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Johann Sebastian Bach › Re: Johann Sebastian Bach
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
atomIch bin großer Bewunderer von Bachs H-moll-Messe und kenne/besitze Aufnahmen von Richter, Rilling, Gardiner und Herreweghe und bin bisher am meisten von Richters 1961er und Gardiners 85er Interpretationen angetan. Gibt es andere, evtl. herausragendere Aufnahmen, die ich kennenlernen sollte?
Es ist schon einige Jahre her, da fiel mir ganz unerwartet eine Aufnahme von Michel Corboz in die Hände – es war die erste, die mich gefesselt hat, nachdem ich zuvor immer etwas vermisst hatte, ohne recht zu wissen was. Gegenüber Harnoncourt ist diese Aufnahme sicherlich viel weniger ziseliert, gegenüber Richter weniger flächig, wenn ich solche Kurzcharakterisierungen überhaupt machen sollte.
Entscheidend für mich war zunächst der Chor, die Wärme und Genauigkeit der Solostimmen und der hörbare Wille von Corboz, die einzelnen Partien atmen zu lassen, Zeit zu geben, Steigerungen schon dort vorzubereiten, wo sie noch kaum merklich sind, und Abklänge auszudehnen und auch bis ins Ätherisch-Flimmernde hinein halten zu können. Der einzige Aufschwung des Gratias agimus tibi etwa und die Majestät des Dona nobis pacem, die dem Schlusschor von Mendelssohns Paulus nachempfunden zu sein scheint, sind nur zwei Beispiele für das, was dieser homogen-differenzierte Chor vermag. Aber auch das Sopranduett im Christe eleison oder das Agnus Dei bezeugen (mir) das ekstatische (aber nicht brüllerische) Konzept, das Corboz geleitet zu haben schien.
Die Aufnahme wurde im Oktober 1979 in Temple de Lutry (Schweiz) gemacht. Ich habe die CD-Ausgabe, auf der sich auch ein wunderbares Magnificat BWV 243 findet mit denselben Leuten:
Rachel Yakar, Jennifer Smith: Sopran
Birgit Finnilä: Alt
Anthony Rolfe-Johnson: Tenor
Philippe Huttenlocher, José van Dam: Bass
Ensemble Vocal et Instrumental de Lausanne
Leitung: Michel Corboz
ERATO 0630-13732-2
--