Re: Die besten Blues-Platten

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gnagflow

Registriert seit: 18.11.2008

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Toshey Alles war dermaßen überzeugen, authentisch und beseelt, als wäre man in eine Zeitmaschine geraten. Und ich sage das sicher nicht leichtfertig, bin selbst Musiker und habe einen extrem hohen Anspruch an authentisches Feeling. Da gibts echt gar nix! Sogar die Gitarre klang so alt und kaputt und ranzig wie auf den allerersten Platten. Beide Gitarren. Ich konnte es selbst kaum glauben. Dagegen klingt John Mayall, bei wirklich aller inniger Liebe, wie ein Mainstreamwitz.
Und dennoch haben sie auch „modernere“ Aspekte mit reingebracht – Santanamäßiges. Was runderes habe ich selten gesehen. Vorallem in dem Kontext.

Wenn das was du zur Improvisation sagst eine Analogie zum Jazz wäre, was Blues ja irgendwo auch ist, dann wären jetzt vermutlich auf der Stelle Millionen von Aufnahmen ausgelöscht, da dort genau jenes passiert, man zeigt seine individuelle, innere Stimme. Seine Seele.
Ich finde es schlimm, dass dieses Missverständnis immer noch an der Tagesordnung zu sein scheint. Bluesmusik ist doch Feeling-musik.
Hört das dann bei den Improvisationen etwa auf. Das ist doch die Sprache der Instrumentalisten; wie der Gesang/Vortrag eines Sängers…
Gerade in einer solchen intimen Situation, zeigt sich doch erst, wer wirklich was drauf oder zu sagen hat… Ich finde das ignorant und unhaltbar, aber jedem das seine…

Authentisches Feeling? Zeitmaschine (Oh Gott! Wer braucht so etwas?) und der ganze Rest, den Du da schreibst ist Quatsch, Du hast leider von Blues keine Ahnung.

Und noch etwas: Gospel ist die Lobpreisung des Herrn in der Kirche, Blues ist quasi die weltliche Beichte, da improvisiert man eigentlich überhaupt nicht.
Erst mit dem elektrischen Chicago-Blues wurde der Blues mit Pop-Elementen, sie z. B. Guitarrensolos, verwässert.
Trotsdem: nichts gegen Muddy Waters oder Howlin‘ Wolf.
Moderne Aspekte = santanamäßiges (was soll denn das?)
Und zu guter Letzt: John Mayall: Wie kannst Du nur glauben, ich würde denken, solch ein Scheiß wäre Blues?

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