Re: Die besten Blues-Platten

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Registriert seit: 16.02.2007

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Gnagflow1. Canned Heat spielen auch einen verpopten Blues oder Boogie. Deshalb sind die ersten 3 Platten der FT nicht kommerzieller als der Sound von Canned Heat.

2. Nach dem Tod von Al Wilson verlor die Gruppe Ihren musikalischen Kopf, der, noch vor Canned Heat, als Universitätsangestellter Son House aufgetrieben hatte, ihm wieder beigebracht hat, zu spielen wie Son House 30 Jahre früher, mit ihm auch gemeinsam, als Mundharmonikaspieler z.B. auftrat.

3. Seit Bob Hites Tod ist die Gruppe nun schon gar nicht mehr relevant.

4. Nicht nur ob der obigen Punkte mag ich Canned Heat mit Al und Bob sehr.

5. Trotzalledem enthält Refried Boogie völlig unnötige Solos, sie machen musikalisch nichts her, sind reines Showcase für die Instrumentalisten, sorry , aber 2 Guitarrensoli ohne Bandbegleitung sind einfach nur nervig, und haben mit Blues rein gar nichts zu tun.

Au weia!

Also, das was du als Pop „schimpfst“ (z.B. Going up the country), ist eine uuuuralte Countryblues-Nummer, ich will jetzt gar nicht mehr wissen von wem, die Canned Heat gecovert haben. Aber schön, dass sie wenigstens dir damit eine Popfreude machen konnten…

Bis zu Al Wilsons Tod gab es nur und vorallem einige Highlights und auch nach dieser Krise erholte sich die Gruppe nochmal. Bob Hite war da viel wichtiger für das Gesamtergebnis, vorallem war er nicht so labil wie Wilson.
Auch Harvey Mandel hat den Sound viel mehr geprägt, zeitweise.

Ich habe die Band in den letzten 3 Jahren dreimal live gesehen, einmal sogar ohne Fito, der verletzt war. So sehr ich Bob Hite auch vermisse, die Sänger die sie am Start hatten, haben in jeder Sekunde vollkommen überzeugt! Der Gesang, die Harp, was immer du willst – Alles war dermaßen überzeugen, authentisch und beseelt, als wäre man in eine Zeitmaschine geraten. Und ich sage das sicher nicht leichtfertig, bin selbst Musiker und habe einen extrem hohen Anspruch an authentisches Feeling. Da gibts echt gar nix! Sogar die Gitarre klang so alt und kaputt und ranzig wie auf den allerersten Platten. Beide Gitarren. Ich konnte es selbst kaum glauben. Dagegen klingt John Mayall, bei wirklich aller inniger Liebe, wie ein Mainstreamwitz.
Und dennoch haben sie auch „modernere“ Aspekte mit reingebracht – Santanamäßiges. Was runderes habe ich selten gesehen. Vorallem in dem Kontext.

Wenn das was du zur Improvisation sagst eine Analogie zum Jazz wäre, was Blues ja irgendwo auch ist, dann wären jetzt vermutlich auf der Stelle Millionen von Aufnahmen ausgelöscht, da dort genau jenes passiert, man zeigt seine individuelle, innere Stimme. Seine Seele.
Ich finde es schlimm, dass dieses Missverständnis immer noch an der Tagesordnung zu sein scheint. Bluesmusik ist doch Feeling-musik.
Hört das dann bei den Improvisationen etwa auf. Das ist doch die Sprache der Instrumentalisten; wie der Gesang/Vortrag eines Sängers…
Gerade in einer solchen intimen Situation, zeigt sich doch erst, wer wirklich was drauf oder zu sagen hat… Ich finde das ignorant und unhaltbar, aber jedem das seine…

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