Re: Robert Schumann

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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Das ist schwierig zu beantworten, da ich keine besonders große Auswahl der Originalsymphonien vorliegen habe und die dann auch nur mit der Chailly-Aufnahme vergleichen kann.
Außerdem habe ich mich nie mit der Partitur hingesetzt, um direkt nachzuhören. Ich erinnere mich aber, dass in der tollen Decca-Doppel-CD ausreichende Kommentare zu den Mahler’schen Änderungen zu finden sind.

Schumann galt ja nicht gerade als glänzender Orchestrator (?). Das kann ich nicht prüfen, da ich von Komposition keine Ahnung habe. Mir ist allerdings häufiger aufgefallen, dass Schumann zuweilen recht ‚leicht“ klingt und dadurch manchmal auch etwas Dynamik fehlt. Bei den verschiedenen Konzerten fällt das weniger ins Gewicht, da der orchestrale Part hier nur unterstützt und nicht dominiert. Mahler versucht, diese Leichtigkeit – vielleicht tatsächlich auch eine Art Mangel – auszumerzen, indem er mit dem dicken Pinsel streicht und gerade bei den Bläsern starke Kontraste setzt (hat er nicht auch für größeres Orchester geschrieben?). Dadurch entfernt er natürlich auch viel klassischen Schumann, dem diese Leichtigkeit durchaus steht. Mir gefällt an der Bearbeitung aber gerade als Kontrast, dass da viel mehr Druck dahinter ist, vielmehr Dynamik.
Häufig geht es mir eher andersrum, wenn ich Werke für großes Orchester in einer Bearbeitung für Kammerorchester höre. Da präsentiert sich einem das Werk viel klarer, viel schärfer konturiert, aber manchmal schreit es dann doch nach dem nötigen Druck.
Ich bin kein Schumann-Liebhaber, der seinen Schumann gerne in Reinförm hört, insofern möchte ich die Bearbeitungen nicht missen, da sie einfach einen Schumann ein paar Jahrzehnte später präsentieren.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III