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Ich fühlte mich dann gestern Abend auch animiert, diese LP nach vielen Jahren wieder einmal aufzulegen.
Zuerst war ich erstaunt, wie wenig bekannt und fremd die Songs daher kamen, lief das Album zur VÖ bei mir doch sicher rauf und runter. Aber nein, kein Refrain fiel mir wieder ein wenn ich versuchte in Gedanken ein paar Zeilen weiterzuspringen. Am ehesten kam mir der Niedecken’sche Sprechgesang wieder in den Sinn, der Rest klang eigenartig fremd und austauschbar. Unangenehm waren teilweise die Keyboards (da klang vieles tatsächlich nach It’s a Kind of Magic und ‚moderner Rock-Produktion‘ oder was man dafür hielt), aber so war das nun damals halt. Ebenso die Gitarreneinwürfe und -linien empfand ich im Grunde als einfallslos, holzig und zu oft klang es nach Charts-Hardrock a la BonJovi und das war leider wohl auch beabsichtigt. Achja, zu Majors 2. Gesangsstimme sag ich besser nichts.
Das Grundübel ist aber doch wohl die Musik in den Songs selbst. Da blieb über die Jahre wenig Wiedererkennungswert. Große Melodien hatte BAP ja selten, aber an die Refrains von Alexandra und viele anderen Liedern kann ich mich jedoch immer noch zumindest grob erinnern, und die liefen in den letzten 15 Jahren auch nicht häufiger als dieses Album. Was hängen blieb war ‚Globus‘ wegen der netten Idee mit dem unterlegten Walzertakt, das habe ich aber besser in Erinnerung vom Rockpalast-Auftritt, und der Text – naja. Wie fast auf der ganzen Platte politisch korrekt und arg plakativ, wir waren alle ja so betroffen. Ansonsten gefiel mir noch die düstere Atmosphäre von ‚Halt mich fest‘ und ‚Almanya‘ mit dem leicht verfremdeten und zum Takt etwas verschobenen Gesang. Hier ist die Produktion wirklich bleibend einfallsreich. Und ich hätte nie gedacht dass ich ‚Time is cash‘ als den eigentlichen Höhepunkt der Platte ausmachen würde, damals eher ein Grund die Nadel einige Rillen nach hinten zu setzen. Hier wird wenigstens einmal die Hüfte etwas geschmeidiger, nach all dem Holz-Rock, und ich war dankbar für die Gelegenheit zum Schmunzeln. So bin ich froh, die LP dann doch umgedreht zu haben, die besten drei Songs kamen am Ende.
Die Band kann zu dieser Zeit nicht ganz bei sich gewesen sein, sondern war wohl fremdgesteuert und überfordert, so kalt, kalkuliert, dem Regime der Produktion unterworfen und wenig liebevoll das Album an einem vorbei läuft.
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