Re: Industrial

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misterix

Registriert seit: 29.12.2005

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Jemand, der bisher nichts – oder noch nicht viel – von TG kennt, sollte mit „Throbbing Gristle’s Greatest Hits“ beginnen. Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich logischerweise um eine Compilation, die die Bandbreite der „Band“ erahnen lässt. Da TG aber (glücklicherweise) nun wirklich nie einen Top-Hit, geschweige denn einen wirklichen Radio-Hit hatten, ist der Titel „Greatest Hits“ wie zu erwarten purer Zynismus. Daher fehlt dieser „Best Of“-Kopplung auch fieserweise TG’s wirklich bekanntestes und eingängigstes Stück „Something came over me“. Ebenso fehlen die grossartigen Momente „Convincing People“ und „Weeping“. Wer nach dem Kennenlernen dieser Compilation weiterführendes Material erwerben möchte, dem seien sowohl zunächst die Alben „20 Jazz Funk Greats“ (Achtung! Der Titel täuscht ein wenig – aber es erwartet ja wohl niemand wirklich etwas anderes, oder?) und „D.o.A. – The Third and final Report“. Während erstgenanntes Album „poppiger“ und „eingängiger“, ja strukturiert und „Songorientiert“ ausfällt, kann man „D.o.A.“ sozusagen als typischstes (und bestes) TG-Werk werten. Alle Facetten des Künstlerkollektives werden auf „D.o.A.“ aufgezeigt: der schiere Lärm, die Noisezentriertheit, die Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit, die Maschinenhaftigkeit, das Experiment, und die (Electro-) poppigen Elemente vereint in einem epochalen und stilbildenden Album. Danach kann man getrost dazu übergehen, die Performance-/Live-Qualitäten TG’s zu entdecken. Anders als manche herkömmliche Band waren TG in erster Linie Performancekünstler und ihre Liveauftritte Happenings mit Überraschungseffekten. Meisterlich dokumentiert auf einer 24-CD-Box! Allerdings dürfte für den nur etwas Fortgeschrittenen die komprimierte 4-CD-Box „TG Live Vol. 1-4“ (zunächst) ausreichend sein. Viel Spaß!

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Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen.[/FONT]