Re: Industrial

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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marcos vallein einem anderen thread sprach observer von „hören mit schmerzen“. so beschrieb er seine hörgewohnheiten in den 80er jahren.

so ähnlich war es bei mir wohl auch. ich habe mir viel industrial gekauft seinerzeit. je unanhörbarer desto besser.
meine faszination nährte sich aus sound, monotonie & provokation.

die einzigen die immer einen platz in meinem herzen haben werden sind caberet voltaire (zumindest bis RED MECCA) , aber CV waren viel zu songorientiert um richtig industrial zu sein.

„Hören mit Schmerzen“ ist das alte Neubauten-Zitat, das sich natürlich von TG’s „Entertainment through pain“ ableitete. Im Zuge der Soundprovokationen der frühen Achtziger natürlich ein Slogan, der immer wieder mal in aller Munde war, ging es darum, die Musik der Neubauten, bzw. des Industrial plakativ und mit nachdrücklicher Schockwirkung zu beschreiben. Nun, vielleicht war es am Anfang wirklich so, die Hörgewohnheiten der Musikkonsumenten sollten ja schliesslich aufgebrochen werden – eine Art vorsätzliche kulturelle Züchtigung… ;-)

Aber wie mit (fast) allem, das im Kulturbetrieb produziert/fabriziert wird, gab’s natürlich auch ein Publikum, das an diesen Sounds Gefallen fand. Ab hier dürfte sich der markige Satz „Hören mit Schmerzen“ folglich zu 180° umgedreht haben. Aus musikalischen „Outlaws“ wurden Kultbands mit stetig wachsender Fangemeinde – und ganz sicher wurden die Industrial-„Beats“ von diesem Publikum nicht mehr als „schmerzend“ empfunden, sondern als Befriedigung seiner (neuerworbenen) Hörgewohnheiten. Ich für mich persönlich kann dem Slogan „Hören mit Schmerzen“ dann natürlich keine Gültigkeit bescheinigen, da ich mich ja durchaus in einer gewissen positiven Weise zu diesen Klängen hingezogen fühlte, so krass diese von meiner sonstigen Umwelt auch immer empfunden wurden… Eher empfinde ich persönlich ein gewisses „Unwohlsein“ und reagiere genervt, wenn ich mich permanent Musik aussetze, die allgemein als „Radiomainstream“ betituliert wird. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder hinaus – und dazwischen piekst vielleicht ein wenig die Plattheit dieser und lässt ein gewisses Ärgernis zurück. „Ha“, könnte man jetzt meinen, da wäre aus diversen logischen Gründen für Industrialkonsumenten doch der profane „Mainstream“ der eigentliche Industrial, oder? Richtig, solcherlei Gedanken kamen den reinen Industrialprotagonisten auch irgendwann einmal. D.h., TG und z.B. Boyd Rice (NON) fingen an, ihre „Stammhörerschaft“ zu provozieren, indem sie sich als Fans völligst glatter Unterhaltungsmusik outeten. Chris Carter von TG liess sich mit einem ABBA-Button für das Cover von ihrer „Heathen Earth“-LP ablichten und Boyd Rice pries die musikalischen Eigenschaften von deutschem Schlager und ließ durchblicken, ein glühender Peggy March-Fan zu sein. Was sich heute natürlich wie eine plumpe Antihaltung anhört. Damals jedoch war eine solche „Konterrevolution“ natürlich ein herber Schlag vor den Kopf manches Hardcore-Fans.

Natürlich gehen auch im weitgefassten Industrialgenre die Meinungen auseinander, was nun „richtiger“ Industrial sei – und was ausgeschlossen werden soll. Dafür hatte ich nie richtig Verständnis, für mich war immer das Experiment als solches wichtiger. D.h., eine Noiseschleife in einem songorientierten Stück ist für mich schon genauso wichtig, wie die völlige Auflösung aller Strukturen. Daher zähle ich das Schaffen von Cabaret Voltaire bis ca. 1983 allerdings zum Industrialgenre. Am charmantesten sind für mein Empfinden diese Stücke, die man meinetwegen als „Industrialpop“ bezeichnen könnte. Sowas wie C.V.’s „NagNagNag“, Clock DVA’s „4 Hours“ oder TG’s „Hot on the heels of love“ sind grossartige Popsongs, eingebettet in ein Industrial- oder Avantgardekonzept. Die grösste Herausforderung überhaupt: das Experiment am Song! Hirnlos herumkloppen und herumbrüllen kann jeder…

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad