Re: Edensonic

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klienicum

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2/2

strial “ “ [ES005]
in strials zweitem werk für edensonic klopft der beat deutlicher, weniger gefedert. aber ihm durchschlagende wirkung zu unterstellen, wäre zu viel des guten. dafür ist filigranität absicht und erneuerertum vordergründig. dort, wo der beat in die pause geschickt wird, teilen sich dann jazzige einsprengsel und kunststücke auf der hihat die allianz. das hat einen angenehmen flow, wer möchte, schaut mal bei „[COLOR=“navy“][U]my empire“ rein. kein techno für die massenveranstaltung, sondern für das weitläufige loft, in dem die töne sich dehnen, der beat sich gewandt auf dem steinfußboden ausbreiten kann. die aufsteigende suppe quillt in hemd und hose und sucht sich über die diversen körperöffnungen einen weg ins innere des körpers, um alsbald das hirn zu infiltrieren.
in southsoniks „air empire remix“ erschallen deutliche reminiszenzen an die technoide vergangenheit. rasanter taktschlag, profane popfragmente und allerlei tönereien, die die hüfte beschwingt kreisen lassen. gut.

henri puolitaival „something from the forests ep“ [ES006]
hier verlässt sich einer auf die schlagwirkung.
techno ist immer auch eine frage der lautstärke. der hörer muss variieren, um die verschiedenartigen stimmungen einfangen zu können. vielleicht liegt den handelsüblichen scheiben immer auch so etwas wie eine gebrauchsanleitung bei, in der die volumezahl genau beziffert ist. leider liest sie wohl keiner, sonst würde es diese protzbarden in ihren langweiligen autos nicht geben.
herr puolitaival gehörte aber in jedem fall zu jenen, die laut gehört sein wollen.
mir gefallen aber auch die bunten streukügelchen, die wechselnden harmonien, das flächige drumherum.

tioneb “followers” [ES007]
– eher eine minimalistische variante
– tendiert dabei jedoch zu eintönigkeit denn zum abheben, abdriften
– schneller puls, graue momente, die farbig hätten sein könnten, wenn ihnen der kurzfristige augenblick gegeben wäre

lauri leino “thru the lines” [ES008]
die weite des himmels auf dem cover spiegelt sich in den schwebenden strukturen seiner klanglandschaften wieder. der takt ist variabel und konstruktiv, sphärische, aber auch fröhlich- flötende markierungen sind attribute für eine durchgängige hörbarkeit.
aufdrehen ab: „[COLOR=“navy“][U]cut action“, weiche elemente, die die schwere des beats tragen, das schwingt, glitzert, der gesamte raum füllt sich mit klang, gespenstisch gut.

jeff storm “release-1” [ES009]
jeff sorm lässt sich zeit, um den dingen namen zu geben, sie erklingen zu lassen, sich zu dehnen, zu entfalten. dass dies nicht ohne vehemenz abgeht, macht der erste track unmissverständlich deutlich. hier erweckt nicht der einfältig geschlagene takt die aufmerksamkeit, sondern ein dräuendes geräusch aus dem sequenzer. dieses wird geschnitten, gewirkt, adaptiert. sicher kein techno, wie er im handbuch für angehende technoide als referenzmodell stehen würde.
breitenwirksam ist das nicht, regt auch nicht an das tanzbein zu schwingen. die einzig ausgelöste bewegung ist ein grimassieren.
die täuschung des amerikaners besteht vor allem darin, dass er für die bekannte rhythmik und für entsprechende gegenpole ungewöhnliche laute nutzt. so entstehen neue klangbilder.
der „log1 remix“ eines gewissen gabriel palomo ist dann allerdings wieder eine dieser aufgesetzten varianten, die besonders breitschultrig daherkommen wollen.

michel gouze „te quiero“ [ES010]
basslastiger rhythmus, der jedoch nicht das hauptelement darstellt, sondern grundlage ist für melodische exkursionen, die aus einem synthesizer fluten.
der maldo- remix wird vor allem durch diverse samples aufgefrischt.
der tioneb- remix dagegen ist wesentlich reduzierter und düsterer.

dataman „three’n four“ ep [ES011]
“Dataman aka Andreas Seibel. Already famous in the netlabel scene with various EPs ranging from ambient to techno, he provides in this EP some of his earlier works. You can expect here four tracks of pure techno and groove. More than simple and linear rythms, he succeeds to add shuffle and variations in these long stories that remind us earlier Plastikman tracks, or the „phasing“ works from Steve Reich.“ so das label.
– eine sehr fette, geradlinige production

strial „elphedrin“ EP [ES012]
“This Extended play achieves a set of 4 tracks reflecting Strial last months spirit, where digital darkness can groove. A kind of dance between bassdrum, sub-bass, bass and rythm sounds, specially in the „Noradrin“ and „Deltadrin“ tracks qualified as the best of this EP by Strial himself.” heißt es bei den labelmachern.
– zweifelsohne handelt es sich bei den titelnamen um pharmazeutische produkte
– die sind nicht immer leicht zu schlucken
– jedoch ist auch hier die qualität des erzeugnisse wie bei den bisherigen strial werken sehr hoch

eine farbenfrohere, damit offenere seite als die vieler ihrer kollegen. es gibt auch nichts zu verstecken auf edensonic.
die stolz gestalteten cover bieten sich ästethisch einwandfrei dar. es zeigt sich eine dünne einheitliche linie in der bildersprache. das ist, wie ich finde, immer ein gewinn.
beim download des gesamten zipfiles schwingt man sich leider meist nur die titel auf seinen rechner herüber (ausnahmen bestätigen die regel). zusätzliche informationen und die cover muss man sich bei bedarf extra herunterladen.
strial macht sich besonders breit mit drei werken. dies aber zu recht.