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so höre ich: den apfelmann
jetzt mal etwas ausführlicher.
Auf dem neuen Album von Blumfeld trifft man u.a. auf den Apfelmann. Er hebt sofort die Stimmung und füllt den Magen. Als gute-laune Kinderlied kommt er daher und hinterlässt einen im ersten Moment doch ratlos.
Mit dem Apfelmann begegnet man zum ersten mal einer der verbotenen Früchte. Manch einer glaubt ja noch immer, das ein Apfel vom Baum der Erkenntnis dazu führte, dass wir heute im Schweiße unsere Angesichts jobben müssen, aus dem Paradies flogen und uns primäre Geschlechtsmerkmale die Schamröte ins Gesicht treiben. Nach einem Biss in den saftigen Apfel soll nichts mehr wie zuvor gewesen sein. Adam und Eva waren von der Erkenntnis geküsst, konnten verstehen was um sie herum geschah und wurden dafür von Gott verstoßen.
Wie die Schlange versucht auch der Apfelmann uns diese Frucht näher zu bringen. Mit all dem Aberglauben kann er aber nichts anfangen. Rührend, voller Hingabe kümmert er sich um seine Apfelbäume und auch um Beete, Busch und Strauch. Dieser Apfelmann will uns nicht aus unsere vorgefundenen Welt vertreiben, er meint es gut mit uns und seinen Früchten. In einem fröhlichen, beswingten, den Rock´n´Roll zitierenden, Stück Musik mit Handclaps und Choreinlage kommt er daher und steht so ohnehin in einer Tradition von Befreiung und Auflehnung.
Es kann doch auch unmöglich Sünde sein, erkennen zu wollen was Gut und Böse ist. Ist es nicht vielmehr ein ganz natürliches Bedürfnis zu ergründen wer und was einem wohl gesonnen ist, auf welcher Seite man selbst steht ? Der Apfelmann ist ganz im Dienst dieser Erkenntnis unterwegs, bemüht den Menschen zu helfen aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit auszubrechen. Dafür nimmt er es auch in kauf keine Zeit zum Ausruhen zu finden. Ein Apfel voller Erkenntnis fällt einem nämlich nicht einfach auf den Kopf, in ihm steckt ein Menge harter Arbeit. Es ist ein weit verbreitetes anti-intellektuelles Vorurteil, welches besagt, das die Aneignung und Entwicklung von Theorie, der einzige Weg zu Erkenntnis, nichts mit Arbeit zu tun habe. Der Apfelmann weiß es besser. Er sieht die Apfelbäume warten und weiß, es gibt noch viel zu tun. Im Garten und im Studierzimmer.
Auch wenn sich ein Teil seiner Arbeit im Kopf Abspielt, geht er doch nicht verkopft und verkrampft an die Arbeit. Entspannt steht er im Garten, wackelt leicht mit den Hüften und überlegt sich wie es mit den Äpfeln weiter geht. Welche Sorten könnte man kreuzen, welche sind bereits vollkommen, was passt am besten in den Apfelkuchen.
Seine Ernte und Erkenntnisse teilt er dann gerne mit anderen. Das ist überhaupt erst seine Motivation, die Äpfel unter die Menschen bringen. (Was hilft es vollends Aufgeklärt zuhause zu sitzen, wenn der Rest der Welt im dunklen Taps ?)
Leider bedarf es dazu den Weg über den freien Markt und er fährt zum Wochenmarkt in die Stadt. Lieber würde das Ergebnis seiner Arbeit verschenken, aber von etwas muss der Apfelmann schließlich auch leben. Und gelebt wird in der bürgerlichen Gesellschaft noch immer mit dem Geld als Vermittler. So lange alles weiter macht, wird er seine Äpfel daher in Tüten packen, den Sauren und den Süßen
Das der Apfel dann auch noch als Symbol für die Liebe steht und sich allerhand Mythen um ich ranken, passt gut zu diesem durch und durch sympathischen Mann. Dem Apfelmann, baby.
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Look out kid You're gonna get hit