Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren › Re: Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren
otis…
Ich habe Musik von frühester Kindheit an geliebt, weil sie ungreifbarer und geheimnisvoller war als Worte und Bilder. Sie bot Möglichkeiten der inneren Verarbeitung und eine Tiefe, die die anderen Künste für mich nicht hatten.
Mir geben Comics und Filme dagegen sehr wenig. Das dürfte eine Form der Veranlagung sein.
Ungreifbarer und geheimnisvoller finde ich Musik im Vergleich zu Bildern oder dem geschriebenen Wort nicht. Sie ist sofort verfügbar, geht auf direktem Weg ins Hirn und braucht nicht unbedingt das Sich-Drauf-Einlassen, ist also ein künstlerisches Medium des kürzesten Weges. Ich liebe ja auch Filme, aber dafür muss man sich eben die Zeit nehmen, sie zu rezipieren, und ebenso ist mir bildende Kunst und Fotografie wichtig, die aber auch die ausschließliche Konzentration erfordern. Und das Lesen ist noch fordernder, denn daneben geht gar nichts mehr. Musik funktioniert immer gut nebenbei – man kann alles Mögliche während des Hörens tun. Von daher brauche ich auch immer Konzerte, weil ich da komplett in die Musik hineinfalle. Und von daher brauche ich auch immer Musik, die mir nicht nur von links nach rechts durch die Ohren schleicht, sondern es mir etwas schwerer macht. Geht mir auch bei Klassik, die ich nur sehr selten höre, so – Penderecki oder Strawinsky höre ich lieber als Mozart oder Bach.
--
Say yes, at least say hello.