Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren › Re: Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren
So ganz am Rande inmitten lauter auseinandergeschraubter Familien-PCs konnte ich diesen Thread verfolgen (eigentlich ist er viel zu weit fortgeschritten, als das ich mich da noch reinhängen sollte, aber es juckt mich unendlich , außerdem können diese in den Spätsechzigern oder Frühsiebzigern geborenen „Babies“ eigentlich nicht mitreden). Wie habe ich in den Sechzigern Musik aufgenommen? Über’s Radio und ausschließlich da! Mein Radio wurde das von der Post ausgemusterte Fünfziger-Röhren-Teil, was auf UKW den Fernsehempfang störte und mich auf MW und LW beschränkte. Spätabends also Radio Luxemburg – englisch. War vor allem im Sommer unendlich bitter wegen der Zeitverschiebung! So klammerte ich mich denn an die Wurfantenne, um halbwegs hörbare Töne zu hören – bescheuert, irgendwie, aber für mich als unendlich behütetes kleines Mädchen ziemlich spießiger Eltern eine Sozialisations- und Emanzipationschance. Die anderen Mädchen trugen Twiggy-Collection von C & A, ich in grauem Flanell (Hauptsache haltbar, damit das Kind nicht dauernd neue Klamotten braucht) konnte die britischen Charts rauf- und runterbeten. War immerhin auch etwas!
Im NDR gab es damals Nischensendungen für „junge Leute“, immer zwischen 14.00 und 14.30 Uhr , was dazu führte, dass ich freiwillig abwusch, weil ich dann ungestört hören konnte, während Mutter ihr Nickerchen machte. Und dann, so 1968, kam auch die erste Club-Sendung – donnerstags zwischen 18.30 – 19.30 Uhr ? . Es ging vorwärts! Immerhin hat man damals im Radio noch richtig Zeit für Musik gefunden – jede neue Platte wichtiger Bands wurde ausführlich vorgestellt, und das Titel für Titel.
--
Say yes, at least say hello.