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NorbertDie Diskussionen in diesem Thread verfolge ich mit großem Interesse, denn manchmal kommt mir meine eigene Affinität zur Rock- und Popmusik wie eine Werteverzerrung vor. In meinem Bekannten- und Kollegenkreis gibt es Leute, bei denen Musik längst nicht den Stellenwert im Leben hat, wie bei mir. Ich denke uns allen hier ist klar, dass die überwiegende Masse sich nicht in der Art und Weise mit Musik beschäftigt, wie wir dies hier tun.
Aus diesem Grunde, Wolfen, habe ich die Passage aus Deinem Post hier aufgegriffen. Im Gegensatz zu Deiner persönlichen Wahrnehmung, stand die Liebe zur Musik bei mir seit dem 14. Lebensjahr (1966) immer im Vordergrund. Ab diesem Alter hat die Musik meine Spielphase verdrängt. Sie war für mich auch nie „Mittel zum Zweck“ um dazu zu gehören oder Eindruck zu schinden.
Abgesehen von der Erfüllung der Grundbedürfnisse des Lebens (deren Erfüllung ich mir jedoch nie bewusst war, da ich nicht darben musste) lautete die Reihenfolge meiner Interessen für eine sehr lange Zeit: Musik, Freundeskreis, das andere Geschlecht….und und und. Sogar der Freundeskreis wurde letztendlich von mir so ausgesucht, dass eine größtmögliche Deckungsgleichheit für mein großes Hobby vorhanden war. Folglich gab es dann auch „tiefschürfende“ Diskussionen. Ich gebe allerdings zu, dass dies in ländlichen Gegenden mangels Auswahlmöglichkeiten für eine entsprechende Peer-Group wahrscheinlich schwierig wird und man dazu neigt „mit den Wölfen zu heulen“.
Allerdings scheint die o.g. Werteverzerrung nicht soo selten zu sein, da es sogar ältere Songs darüber gibt. Momentan fallen mir dazu ein: The Kinks mit „A Rock ´N´ Roll Fantasy“ und The Clash mit „Janie Jones“ (wird aktuell auch von Songdog gecovert).
Seit rund 20 Jahren hat sich allerdings die o.g. Reihenfolge meiner Interessen leicht verändert. Nun steht natürlich meine eigene Familie ganz weit vorn.
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Ich würde hier nicht von Werteverzerrung reden, nur weil Du bereits im zarten Alter von „sweet 14“ begonnen hast, Musik als ein wesentlich ernshafteres Hobby zu begreifen, als viele deiner Kumpels und Kumpelinen es taten.
Ich denke, Du warst mit deiner Einstellung vielleicht nicht gerade mehrheitsfähig, aber geschadet hat es dir wohl auch nicht.
In diesem Alter (irgendwo zwischen 14 und 20) sind zwar normalerweise die „ernsthafteren“ Prioritäten bei Jugendlichen etwas anders gelagert, aber das heißt im Umkehrschluss nicht, daß Leute wie Du in irgend einer Form „unnormal“ gewesen waren.
Es soll noch jüngere Kids (in dieser Zeit, wie in jeder anderen) gegeben haben, die sich musikalisch als Wunderkinder mit dem Interesse für sonst gar nix entpuppten.
Ich selbst war in diesem Alter etwas anders gestrickt und hatte weder die Möglichkeit, noch die entsprechenden Kumpels, noch das Interesse, mich wirklich abseits des Gängigen (von ein paar ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) mit Musik tief schürfender auseinanderzusetzen.
So ist nun einmal das Leben, es kommt auf die Umstände, das Umfeld und die Möglichkeit der Verwirklichung bestimmter Affinintäten an.
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[kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )