Re: Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren

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norbert

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WolfenMusik hatte nach meiner persönlichen Wahrnehmung einen anderen Stellenwert: sie war oft schlicht Mittel zum Zweck, um dazu zu gehören, Partys zu feiern oder Eindruck zu schinden. Man beschäftigte sich damals im Alter zwischen vielleicht 15 und 20 Jahren in überwiegender Masse nicht in der Art und Weise mit Musik, wie es sehr oft bei Gleichaltrigen heute der Fall ist. Tiefschürfendere Diskussionen wie z.B. in der heutigen Zeit und mit den Möglichkeiten im Internet fanden praktisch kaum statt.

Die Diskussionen in diesem Thread verfolge ich mit großem Interesse, denn manchmal kommt mir meine eigene Affinität zur Rock- und Popmusik wie eine Werteverzerrung vor. In meinem Bekannten- und Kollegenkreis gibt es Leute, bei denen Musik längst nicht den Stellenwert im Leben hat, wie bei mir. Ich denke uns allen hier ist klar, dass die überwiegende Masse sich nicht in der Art und Weise mit Musik beschäftigt, wie wir dies hier tun.

Aus diesem Grunde, Wolfen, habe ich die Passage aus Deinem Post hier aufgegriffen. Im Gegensatz zu Deiner persönlichen Wahrnehmung, stand die Liebe zur Musik bei mir seit dem 14. Lebensjahr (1966) immer im Vordergrund. Ab diesem Alter hat die Musik meine Spielphase verdrängt. Sie war für mich auch nie „Mittel zum Zweck“ um dazu zu gehören oder Eindruck zu schinden.

Abgesehen von der Erfüllung der Grundbedürfnisse des Lebens (deren Erfüllung ich mir jedoch nie bewusst war, da ich nicht darben musste) lautete die Reihenfolge meiner Interessen für eine sehr lange Zeit: Musik, Freundeskreis, das andere Geschlecht….und und und. Sogar der Freundeskreis wurde letztendlich von mir so ausgesucht, dass eine größtmögliche Deckungsgleichheit für mein großes Hobby vorhanden war. Folglich gab es dann auch „tiefschürfende“ Diskussionen. Ich gebe allerdings zu, dass dies in ländlichen Gegenden mangels Auswahlmöglichkeiten für eine entsprechende Peer-Group wahrscheinlich schwierig wird und man dazu neigt „mit den Wölfen zu heulen“.

Allerdings scheint die o.g. Werteverzerrung nicht soo selten zu sein, da es sogar ältere Songs darüber gibt. Momentan fallen mir dazu ein: The Kinks mit „A Rock ´N´ Roll Fantasy“ und The Clash mit „Janie Jones“ (wird aktuell auch von Songdog gecovert).

Seit rund 20 Jahren hat sich allerdings die o.g. Reihenfolge meiner Interessen leicht verändert. Nun steht natürlich meine eigene Familie ganz weit vorn. :-)

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Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755