Re: Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren

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allman

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nagut:
mein Vater hörte ausschliesslich „black music“ und Opern – er war total verschossen in Maria Callas
meine erinnerung wie er da sass – so versunken…und wir kiddis mit Mutter uns auf zehenspitzen durch die wohnung geschlichen hatten – um den Vater und seinen heiligen sonntag nicht zu stören hat mich geprägt
( ich mache das heute ähnlich… wenn Mama music hört gibt es keine frage:
„wo sind meine socken?“ )
in diese zeit wohnte ich mit meiner familie in Tirol
und es gab einen radiosender – Ö3
wenn ich ferien hatte habe ich immer an dem vormittag „Jazz mit Walter Richard Langer“ gehört – es gefiel mir nicht wirklich – aber es war magisch und ich konnte mich nicht dieser musik entziehen
am nachmittag lief dann: „Musicbox“
und in dieser sendung hatten die immer ein album vorgestellt – manchmal nur 1 song – in alle details – alle musikinstrumente – wer sie spielt… mit wem wer jemals gespielt hat u.s.w.
DAS war meine deutlichste prägung – ich lernte GENAU hinzuhören

Beatclub gabs auch – ich glaube das war immer Samstags – aber ich war wenig beaindruckt – dafür habe ich eine ganze serie heute – gibz billig zu kaufen – all dies jahre

so -nach dem tod meines Vaters kam ich in ein strenge gymnasium nahe der Schweizer Grenze
und da war erstmal aus- mit musik – nur alle paar wochen durften wir auf eine kleine plattenspieler unsere musik hören – leise!
ich hatte Dylan dabei
und es gab ein mädchen 2 oder 3 klassen höher als ich
mit der bin ich dann immmer aus dem zug gehüpft- wenn heimfahrt war
wir sind NIE nachhause gefahren – auch nicht weihnachten
wir sind nach Zürich oder Basel und haben uns konzerte angeschaut
diese mädchen war behindert- sie hatte einen buckel wegen eine schwere unfall
so sassen oder standen wir immer in der 1. oder 2. reihe
ausserdem hatte die immer diese tic`s wo man vor eine konzert die stars treffen kann
und die hatte einen radio weltempfäger dabei – da lernte ich AFN kennen – unter der bettdecke
dann bin ich nach München – da gabs das legendäre „Blow UP“ grade noch den allerletzte rest mitgekriegt
Perser hatten damals die ganze stadt kulturell in der hand
sie haben jeden! aber auch jeden star nach Muc geholt
so habe ich wieder viel gesehen – obwohl ich eigentlich viel zu jung war

danach ging ich nach London mit einem musician der selbst Engländer war
und da ging dann so richtig die post ab:
„Speak Easy“ und Bowie… ich hatte ihn nochnichteinmal erkannt
und ihn noch gefragt welche band er spielt – weil er sagte dass er ein musician wäre… aber er war ziemlich besoffen und hatte ein kleid an
ich wusste garnicht wer das war
und er meinte ich solle ausschau halten nach “ Hunky Dory“… hätte er grade gemacht…
so
waren die stars für mich niemals stars – sondern eher ganz normale menschen
die standen einfach so rum und hatten sich etwas angeschaut oder man hat sie besucht….
und da hatte ich meine bibel entdeckt: „ROLLING STONE“
die erste magazine meines lebens

ich war eigentlich zu jung und zu spät
aber einen kleine teil habe ich noch mitgekriegt

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