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Joliet JakeIch konnte zu jeder Beatles-Nummer sagen, wer was wie gespielt oder gesungen hat und hatte ein völlig unsinniges Detailwissen („das ist doch die dritte Nummer auf der B-Seite der LP, 1968“), aber auch wichtigere Fakten parat, wie Produzent, Erscheinungsjahr, Mit-Autoren, Gast-Musiker, … Ich konnte langsam Zusammenhänge erkennen: Wer hat wann mit wem was gespielt. Wie haben sich die Leute entwickelt?
Zu solcher Detailpuzzelei hab ich es nur bei ABBA gebracht, ich habe jeden kleinsten Hinweis auf mir noch unbekannte Songs aufgesogen, welche Alben und Singles es mal gegeben hat.
Aber Linernotes auf Platten hab ich schon früh gelesen und geradezu auswendig gelernt, das waren meine ersten Quellen zur Musikgeschichte. Gelegentlich gab es auch in der Bravo solche Informationen. Ich wusste schon mit 10 Jahren, dass Brian Wilson ein psychisches Problem hat, Elvis die erste Plattenaufnahme als Geschenk für seine Mutter machte und Buddy Hollys Todestag mein Geburtstag war (9 Jahre früher halt). Das hat niemanden sonst interessiert in meiner Klasse, das war ja Musik aus der Steinzeit. Im Kunstunterricht durften wir Platten mitbringen, wenn gemalt oder gebastelt wurde. Ich hab mal Cliff Richard angeschleppt, also seine alten Sachen und nicht die Disco-Hits, die er damals hatte. Der Lehrerin hat’s sehr gefallen, aber meine Mitschüler waren ein klein wenig verständnislos …
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