Re: Rezeptionsverhalten und -möglichkeiten in den 1960er und frühen 70er Jahren

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mikko
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Danke, Otis, genau solche persönlichen Erfahrungen meine ich. Das ist nicht zu privat.
Und Latho, im Prinzip möchte ich Dir zustimmen, was das „Erarbeiten“ betrifft. Aber ich glaube ganz so einfach ist es nicht.
Worauf Otis bereits hinwies, der Unterschied zwischen den frühen bis mittleren 60ern und den Jahren ab 67/68 ist ein immenser. Das Angebot in den Medien wuchs sprunghaft, vor allem im Radio. Und die Toleranz nahm auch stetig zu. Nicht vergessen sollte man auch den Unterschied zwischen der Provinz und Großstädten wie Hamburg, Berlin, München.
Ich selbst hatte es im Vergleich zu Otis offensichtlich viel leichter, sowohl was den Zugang zu Beat und Pop und Rock betrifft, als auch was das Ausleben der eigenen Vorlieben betrifft. Dennoch habe ich ihm gegenüber ebenso offensichtlich schon damals keinen Wissens- oder Entwicklungsvorsprung gehabt.
Das liegt einerseits sicher daran, dass ich noch knapp zwei Jahre jünger bin als er. Möglicherweise erfolgt die persönliche Entwicklung auch altersmäßig unterschiedlich. Will sagen, ich bin eher ein Spätentwickler.
Andererseits bestand für mich nie so ein Drang oder Druck, mich von den Altvorderen über Musik abzugrenzen. Eben weil meine Eltern mit mir zusammen Beat Club schauten oder meine Mutter mit mir in der Küche den täglichen SF-Beat hörte und ihre Kommentare abgab, war das für mich eher natürlich. Zumal meine Eltern wie schon gesagt sehr aufgeschlossen der Musik gegenüber waren. Das war so ein Verhältnis wie meines heute zu meinen Kindern, die ja auch nicht unbedingt das Gleiche hören wie ich. Wir tauschen uns aber dennoch über Musik aus.

Was den Zugang zu Musik und die Entstehung eigener Interessen und Vorlieben betrifft, glaube ich aber auch, dass dies gerade damals (heute sicher auch, aber nicht in dem Maße) von vielen Zufällen abhing. Sicher gab es ab Ende der 60er schon eine ganze Reihe verschiedener Radiosendungen, wie Otis ja auch schreibt. Sicher konnte man theoretisch die englischen Musikzeitschriften im Bahnhofsbuchhandel bekommen. Dennoch hing viel davon ab, ob man überhaupt je von diesen Möglichkeiten erfuhr. Die Durchdringung des Alltags durch die Medien war doch längst nicht so groß wie heute. Deshalb hing die persönliche Bekanntschaft mit bestimmten Songs, Bands, etc. eben sehr stark davon ab, was die Macher des regionalen Jugendprogramms bevorzugten, was (ältere) Freunde und Bekannte hörten usw.
U.a. deshalb sind persönliche Entwicklungen eben auch sehr unterschiedlich verlaufen. Ich habe John Peel z.B. erstmals irgendwann Mitte der 70er gehört, obwohl es vorher möglich gewesen wäre.

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