Re: Die besten Konzerte 2005

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nachtmahr

Registriert seit: 22.01.2005

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Anne PohlBerichte doch mal! Hab’s leider gestern verpasst.

Es war ein ganz hervorragendes, stimmungs- und äußerst humorvolles Konzert am Dienstag im Knust.
Nach obligaten, kleinen Problemchen am Mischpult während des ersten Songs („The Infanta“) wurde sehr schnell klar, dass man es mit einer perfekt eingespielten Live-Band zu tun hatte.
Fest die Zügel in den Händen hielt Colin Meloy, dessen Stimme gerade bei den reduziert akustischen Beiträgen eine Intensität erzeugen konnte, die die der Album-Versionen noch übertraf (einmal stand er ganz allein auf der Bühne und sang einen ergreifenden Song über die Geschichte seiner Familie).
Ein richtiger Show-Man ist er ebenso (kommt ja auch vom Theater): Als er zum Akustik-Gitarren-Solo ins Publikum ging (und sich dort zu Boden warf) oder sowohl Band als auch Publikum in den Schlaf zauberte (alles wurde während „The Chimbley Sweep“ aufgefordert, sich hinzulegen), da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Und nach fast zwei Stunden wurde der „Mariner´s Revenge Song“ wie ein Stück Musiktheater zelebriert: mit spassigem Vorgeplänkel, choreographischen Einlagen (schunkeln wie im Shanty-Chor) und Mitmach-Aktion (schreien als würde man vom Wal verschluckt werden).
Das Auditorium flippte aus. Vollkommen zu Recht.

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)