Re: Rammstein – Rosenrot

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sonic-juice
Moderator

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Um mal einen Gegenentwurf zu Benders Thesen und zugleich ein paar Stichworte zu liefern, die in der weiteren Diskussion gerne von kundiger Seite widerlegt werden können (Aufsatzthema: Welche positiven Seiten könnte man Rammstein abgewinnen?):

1. Rammstein ist die einzige deutsche Rockband (wohl seit den Scorpions), die in den USA Stadien füllen. Das ist eine Leistung, für die man erstmal von neutraler Seite aus Respekt zollen kann.

2. Der anfängliche Erfolg von Rammstein gründete zunächst nicht wesentlich auf dem Image, sondern auf der Musik, die es in dieser Mischung (Gitarrenmassiv, morbid-agressive deutsche Texte) zuvor nicht gab.

3. Der Sound und auch die Inszenierung hatten (anfangs) viel mit Laibach zu tun, ohne dabei aber reines Plagiat zu sein.

4. Rammstein haben gelegentlich ein gutes Gespür für eingängige, poppige (im schlimmsten Fall: schlagerartige) Melodien und können – in ihren besten Momenten – tatsächlich abgründige Popsongs schreiben („Engel“ z.B.).

5. Rammstein produzieren die vielleicht unterhaltsamsten, interessantesten und aufwändigsten Videos des kommerziellen deutschen Popmarktes (was zugegebenermaßen nicht so schwer ist).

6. Der Krawall von/um Rammstein und ihre recht schlichte, bretthartrockende Musik dürfte insbesondere jüngere Fanschichten ansprechen, die sowas erstmal „voll krass“ und damit interessant finden (wie man heutzutage vor einiger Zeit Slipknot krass und spannend fand und wie man als Jugendlicher Pornos und Horrorvideos krass und spannend findet). Die Attraktivität der Band wird aber wohl mit zunehmendem Alter und damit einsetzender Geschmacksverfeinerung abnehmen. Ein Altwerden mit Rammstein kann ich mir nur schwerlich vorstellen.

7. Rammstein nehmen sich selbst nicht vollkommen ernst, vielleicht sollten ihre Kritiker das auch nicht tun.

8. Die Texte sind zwar nicht nobelpreisverdächtig, sondern oftmals dämlich, sensationsheischend und pubertär, aber sie haben im nationalen und internationalen Charts-Durchschnitt (I love you, baby; let´s get this party started…) immerhin einen thematischen Originalitätsbonus.

9. Rammstein sind nicht rechtsradikal oder sonstwie politisch, sooft man auch das diffus Teutonische anprangern mag. Und wer Rammstein gerne hört, ist dadurch nicht rechtsradikal, auch wenn es solche Fankreise geben mag (man ist auch nicht dadurch rechtsradikal, dass man Wagner hört, selbst wenn es entsprechende „Fankreise“ geben mag).

10. Mit dem R wurde auch schon vor Adolf Nazi gerollt. Max Raabe rollt übrigens auch, ohne sich bislang besonders verdächtig gemacht zu haben.

11. Ich glaube nicht, dass mir ein Großteil des Konzertpublikums sympathisch wäre. Ob sich auf Rammstein-Konzerten aber tatsächlich hauptsächlich rechte Glatzen tummeln, kann ich nicht beurteilen, es würde mich aber doch wundern.

12. Rammstein ist im übrigen höchstens in dem Maße für diverse volkstümelnde Nachahmer oder die Rechtsunterwanderung der Gothic-Szene verantwortlich, Wie Laibach und Kraftwerk für Rammstein verantwortlich sind. Wer hat also den braunen Peter?

13. Die Riefenstahl-Ästhetik im Video „Stripped“ ist in Wahrheit eine Mischung aus Riefenstahl- und Stalinismus-Propaganda und insofern keineswegs so eindeutig wie man vielleicht glaubt.

14. Das beste Rammsteinlied ist sowieso „Böse“ von Knorkator.

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