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Was mir an den 90ern besonders gefiel, war die Hinwendung zu Bands und Künstlern der 60er und 70er Jahre, die vorher allgemein als „uncool“ oder gar indiskutabel galten. Das hat sicher schon in den 80ern begonnen und einige Musikhörer haben sich immer schon über solche Kategorien hinweggesetzt. Aber in den 90ern wurden z.B. ABBA, die Carpenters, Burt Bacharach etc. von einer neuen Generation von Musikern und Musikjournalisten gewürdigt. Oasis zitierten die New Seekers, Travis coverten Britney (in dem Fall also zeitgenössischen Teenpop) und Blumfeld bezogen sich auf George Michael. Ich fand das alles sehr befreiend. Die Kehrseite war dann das allgemeine „Gekulte“, vor allem der „Kult“ um den Schlager der 70er Jahre. Das war dann nur noch ein Nostalgie-Ding und so ein „hach war damals alles schön trashig“, bei dem es nicht darum ging, ästhetische Qualitäten zu würdigen. Überhaupt sind Begriffe wie „Kultband“, „Kultfilm“ etc. in den 90ern so missbraucht worden, dass man sie in ihrer ursprünglichen Bedeutung gar nicht mehr verwenden kann.
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