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Ohne dass ich den RS regelmäßig verfolgt hätte (deshalb unter Vorbehalt des Vorurteils): Ich habe nach einigen Ausgaben den RS als nette Konkurrenz und Alternative zum ME aufgefasst, der zeitweise auch mal ziemlich geschwächelt hatte. Ich habe mich dann aber seit Ende der 90er bewusst für die SPEX als Hauptinfoquelle entschieden, weil die auf die ewigen Huldigungen von Springsteen, den Stones und was sonst noch so an höchstbekannten, mittelalten oder auch völlig veralteten Stars die traditionellen Käuferschichten ansprach, bewusst verzichtete. Die RS-Strategie geht ja voll in Ordnung, solange es dafür Interessenten gibt, aber die SPEX hat – das dürfte doch eigentlich common sense sein – einen weitaus höheren Anteil an Neuentdeckungen zu vermelden und meiner Ansicht nach auch einen im deutschen Popmagazinbereich unübertroffenen Riecher.
Die Nachteile der SPEX (zB der Schreibstil, die etwas stiefmütterliche Behandlung des Rockbereichs, die Humorferne…) sind ja auch allseits bekannt, aber in Sachen Stilvielfalt, Nachwuchsrekrutierung und Horizontöffnung ist RS sicherlich nicht die erste Wahl, sondern weit hinten!
Ich erinnere nur an SPEX-Titelgeschichten etwa zu Kelis, Justin Timberlake oder auch den Cardigans, die mir diese Musiker schmackhaft gemacht und auf meine Beobachtungsliste gesetzt haben. Vielleicht hat der RS ja ab und zu in irgendwelchen Kolummnen irgendwo auch künftige Stars vorgestellt, aber der gerechte oder ungerechte Hype mittels Titelbild/Titelgeschichte-Vollbedienung hat in der Regel nur die SPEX zu bieten. Man vergleiche nur mal die Cover der letzten Jahre. Der RS kann sich zu viel junges Gemüse im Schwerpunkt ja letztlich auch gar nicht leisten, da das die konservativen Leserschaften wohl verschrecken würde …
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