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„Playing The Angel“ hätte eine überaus tolle Platte werden können. Gleich eine besondere Premiere stellen die drei von Dave Gahan verfassten Tracks dar, wobei speziell „Suffer Well“ eine ganz eigene Qualität zu entwickeln vermag. Bis auf das etwas spannungsarme „I Want It All“ brauchen sich die Stücke des Sängers kaum hinter den Werken Gore´s zu verstecken und reihen sich ins Gesamtgefüge der Platte weitgehend reibungslos ein.
Der knarzende Einstiegstrack „A Pain That I´m Used To“ stellt ein typisches Dpeche-Mode-Stück dar und erinnert doch schon sehr stark an das 1990er Album “Violator”. Ganz zu schweigen von „John The Revelator“; ein derartig kraftvoll und aggressiv voranstürmendes Lied hätte man den Herren bald gar nicht mehr zugetraut. „Suffer Well“ bewegt sich zwar durchaus noch auf recht hohem Niveau, fällt aber gegenüber den ersten beiden Stücken dann doch leicht ab. „The Sinner In Me“ ist ebenso ein typisches Depeche-Mode-Stück, hier allerdings im weniger positiven Sinne. Zu getragen wirkt Gahan´s Gesang, die Melodieführung zu undeutlich, das Synthie-Geblubber und manche Effekte an der ein oder anderen Stelle deplaziert. Als wäre das den Protagonisten bei der Aufnahme der Platte auch klar geworden, nimmt das Stück nach 3:20 Minuten eine nicht uninteressante Wendung, indem es mit einer Art Prog-Rock-Sequenz ausklingt. Das rettet den vorliegenden Titel allerdings auch nicht mehr. Als Entschädigung liefern Depeche Mode dann den Single-Track „Precious“, der natürlich auch wieder ein typisches Depeche-Mode-Elektro-Pop-Ohren-Sahne-Stückchen, allerdings auch nicht mehr, weil wenig spektakulär, ist. Das hier auf Radiotauglichkeit hingearbeitet wurde, ist offensichtlich zu hören, darüber hinaus aber nicht weiter störend.
In der weiteren Folge pendelt das Material weiter zwischen dräunend dramatisch-seltsamen Melodien mit dunkel gefärbten Inhalten sowie gut gesüßten und dennoch herben Ohrenschmeichlern wie z.B. „Lilian“ umher. Etwas Orientierungslosigkeit kommt beim Instrumental „Introspective“ auf, welches ins sphärische-psychedelisch anmutende „Damaged People“ mündet. Leider wirkt dieses Stück, wie auch das anschließende „The Darkest Star“ zwar nicht schlecht, aber auf seltsame Art zerfahren, zu unentschlossen und kaum spannend.
In der Gesamtheit ist mit „Playing The Angel“ ein Album entstanden, dass eine Handvoll Lieder mit Hitpotential bereithält, auf der anderen Seite aber auch streckenweise vermeidbare Längen aufweist.
Von daher nur durchschnittliche und nicht überragend tolle ***